Samstag, 10. September 2011
Sir John Soane
All das, was man auf diesem Aquarell von Joseph Gandy sehen kann, hat John Soane gebaut. Er ist der wohl eigenwilligste englische Architekt des Regency und des beginnenden Victorian Age. Ich habe das Bild von Gandy hier an den Anfang getan, damit man sehen kann: John Soane hat mehr gebaut als die Bank von England. Obgleich er dafür natürlich berühmt ist. Er hat dem ganzen Komplex ja auch mehr als vierzig Jahre seines Lebens gewidmet. Hundert Jahre hat man seit 1732 an dieser Kathedrale des Geldes gebaut, von 1788 bis 1833 unter der Leitung von John Soane.
Es ist auch nicht nur ein Gebäude, es hat palastartige Ausmaße - und es wird immer umgebaut und erweitert. Auf diesem Bild von Gandy (dem wir eine Vielzahl von Bildern in allen Bauphasen verdanken) aus dem Jahre 1830, erscheint die Bank of England als eine Art Pompei. In Ruinen. Das Bild ist heute sicherlich aktuell, als ein Symbol für alle Währungskrisen. Joseph Gandy, der mit Soane zusammengearbeitet hatte, aber als Architekt erfolglos war, hatte es mit dem Visionären. Wie Richard Martin auf seinem Bild ➱Pandemonium (unbedingt anklicken!) oder Thomas Cole auf seinem Bild ➱Destruction (aus der Reihe The Course of Empire), Architektur und Untergang zu malen ist jetzt offensichtlich chic.
Es ist eine irgendwie exzentrische Architektur, die John Soane verfolgt. Mit dem kalten Rokoko-Klassizismus der Familie ➱Adam will er nichts zu tun haben, er mischt sich seinen Stil selbst zusammen. Aus Barock, Klassizismus und Romantik. Und in vielen wirkt er, weil er auf überflüssige Dekorationen von Mauerwerk verzichtet, heute noch modern. Geben Sie es zu, Sie hätten Schwierigkeiten das da oben architekturgeschichtlich einzuordnen. Man könnte hier einen Einfluss von Piranesi sehen, den kann Soane in Rom getroffen haben. Sein Werk hat Soane in Abbildungen aber auf jeden Fall gekannt. Ähnlich wie Piranesis ➱Carceri eine Architekturphantasie sind, und ähnlich wie Gandys Bild der Bank of England in Ruinen eine Architekturphantasie ist, könnte man auch Sir John Soanes Schöpfung als eine steingewordene Architekturphantasie sehen.
Es ist sein Werk, über das er Jahrzehnte herrscht, und wenn er heute in eine Mauer eingelassen, wie ein mittelalterlicher Herrscher wirkt, dann ist das sicher nur adäquat. Nicht alles von seinen Visionen ist verwirklicht worden, es existieren mehr als achthundert Architekturzeichnungen, wahrscheinlich gibt es kein Bauwerk auf der Welt, für das es mehr Zeichnungen gibt. Es ist aber auch gut, dass es diese Zeichnungen und die Bilder von Joseph Gandy gibt, denn in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts hat man John Soanes Bauwerk abgerissen. Die Außenmauern hat man stehen lassen, ein gewisser
Sir Herbert Baker war der Architekt. Sir Nikolaus ➱Pevsner hat das als the greatest architectural crime, in the City of London, of the twentieth century bezeichnet.
Was man aber heute noch bewundern kann, ist das Haus, das sich Sir John Soane selbst gebaut hat. Und wenn Sie alles über die Bank of England von John Soane wissen wollen, kaufen Sie die Restexemplare von Eva Schuman-Bacias Buch Die Bank von England und ihr Architekt Joan Soane auf (beim ZVAB gibt es noch 20 Stück, bei Amazon noch drei). Was Besseres gibt es zu dem Thema nicht.
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