Freitag, 6. April 2018

Giovanni Pascoli


Am 6. April des Jahres 1327 soll der italienische Dichter Francesco Petrarca in der Kirche von St. Claire in Avignon zum ersten Mal seine ↝Laura gesehen haben. Hat sofort angefangen, Sonette zu schreiben. 317 Stück. Die neue Gedichtsform, die eine unerreichbare Geliebte anhimmelt, verbreitet sich rasch über Europa, sodass der Romanist Ernst Robert Curtius eines Tages von einer Pest des Petrarkismus sprechen wird. Sie können mehr dazu in den Posts ↝Zähmung und ↝Petrarca lesen, mehr gibt es dazu heute nicht.

Aber einen italienischen Dichter möchte ich heute vorstellen, der in Deutschland nicht so bekannt ist. Er heißt Giovanni Pascole, er wurde 1855 geboren und starb am 6. April 1912. Zu seinem hundertsten Todestag gab es in Italien eine 2€ Gedenkmünze. Er hatte eine schwere Kindheit. Das sagt sich so leicht, der Satz findet sich in der Biographie vieler Dichter. Doch bei Pascoli ist er wahr. Als er zwölf ist, wird sein Vater auf der Landstraße erschossen, das Pferd zieht die Kutsche mit dem Toten bis nach Hause. Im Jahr darauf sterben Pascolis Mutter und seine Schwester. Wenig später zwei seiner Brüder. Giovanni Pascoli war auf dem Landgut einer Prinzessin aufgewachsen, wo sein Vater der Gutsverwalter war. Nun ist dieses schöne Leben dahin. Pascoli wird studieren, wird Dichter und Professor, seine Gedichte sind in allen italienischn Schulbüchern.

Den Tod des Vaters hat er in das Gedicht ↝La cavallina storna (Die graue Stute) geschrieben, es ist eins seiner berühmtesten Gedichte. Ich habe es hier im ↝Original und in einer ↝deutschen Fassung. Für den heutigen Tag nehme ich mir nichts so Dramatisches. Ich nehme mir ein kleines impressionistisch dahingetupftes Gedicht, das Temporale (Gewitter) heißt:

Un bubbolìo lontano...

Rosseggia l'orizzonte,
come affocato, a mare:
nero di pece, a monte,
stracci di nubi chiare:
tra il nero un casolare:
un'ala di gabbiano.

Habe ich auch auf Deutsch, übersetzt von Theresia Prammer (die auch in ↝Sinn und Form einen Aufsatz über Pascoli geschrieben hat) von der interessanten Seite der ↝Erlanger Übersetzerwerkstatt:

Ein Brodeln in der Weite...
färbt rot den Horizont,
wie Feuer, auf dem Meer,
und pechschwarz in den Bergen,
zerfetzt das helle Wolkenheer:
in all dem Schwarz ein kleines Haus:
der Flügel einer Möwe.









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