Freitag, 31. Mai 2019

Reste


Man schreibt etwas und hat noch etwas übrig, was nicht in den Post passt. Soll man das wegwerfen? Oder es in einen neuen Post schreiben? Mache ich jetzt, es ist eine Art von Resteverwertung. Es sind zwei Themen, das erste sind englische Sportwagen und französische Filmschauspielerinnen, das andere ist Rudyard Kipling und das Automobil.

Ich fange mal eben mit dem Thema Frauen und Automobile an, das ich in dem Post die Zukunft: nackt und blind vorstellte. Diese junge Dame hier kennt sich mit dem neuen Auto noch nicht so aus, es ist ein englischer Sportwagen, er hat das Lenkrad auf der rechten Seite. Wir sind im Jahre 1967, als dieses Photo von Catherine Deneuve in ihrem Morgan Drophead Coupé gemacht wurde. Wenige Jahre zuvor konnten wir die Deneuve in Polanskis Film Repulsion (Ekel) in einem weißen englischen Sportwagen sehen. Und in dem Absatz oben sitzt sie neben ihrem Ehemann David Bailey in einem offenen Rolls.

Zwar hat Citroen ein Auto namens Göttin (Déesse) auf den Markt gebracht, aber die Göttinnen der Leinwand fahren lieber englische Autos. Schriftstellerinnen, deren Romane sofort verfilmt werden, wie Françoise Sagan, auch. Sie hat einen Jaguar XK120 Roadster. Mein Freund Keith, der Automobile sammelt, besitzt einen Morgan 4/4, der mal Brigitte Bardot gehört hat. Ich habe ihn nie gefragt, wie das ist, wenn man sich da hinsetzt, wo einmal der Po von Brigitte war.

Ich könnte jetzt noch viel mehr über französische Filmstars und Automobile schreiben, müsste dann aber auch erwähnen, dass Françoise Dorleac bei einem schrecklichen Autounfall gestorben ist. Hier sitzt sie noch mit ihrer Schwester Catherine Deneuve auf einem englischen MG, da ist die Welt noch heil. Wenig später verbrennt sie in einem geliehenen Renault R10 auf dem Weg nach Nizza. Vierzig Jahre zuvor war hier Isadora Duncan gestorben, auch bei einem Autounfall.

Rudyard Kipling war schon häufiger in diesem Blog (The White Man's Burden, Rudyard Kipling, Somewhere East of Suez), vor allem gab es diese wunderbare plattdeutsche Übersetzung von Mandalay. Und nicht zu vergessen die Anspielung auf Kipling in dem Gedicht von Ralf Thenior. Ich kam auf Kipling, weil ich ein Gedicht über Autos und Frauen suchte. Und fand zu meinem Erstaunen Rudyard Kiplings Gedicht To a Lady, Persuading Her to a Car. Ich hatte den Autor des Dschungelbuchs nie mit Automobilen in Verbindung gebracht, aber er liebte es, in seinem Rolls Royce (Das einzige Auto, das ich mir leisten kann, weil es nie liegenbleibt) gefahren zu werden. Die Autofahrt war für ihn immer wieder one renewed and unreasoned orgy of delight. 

1911 hatte er den ersten Rolls gekauft, drei weitere sollten folgen. Und er hatte begonnen, Gedichte über Automobile zu schreiben. Die Serie The Muse Among the Motors reichte von 1904 bis 1929. Es waren literarische Pastiches, bei denen Kipling im Stil anderer Dichter schrieb. Sie finden alles dazu auf dieser Seite der Kipling Society. To a Lady, Persuading Her to a Car ist nicht für die Werbung für den Kauf eines Automobils geeignet. Es ist wieder ein Pastiche, eine Imitation des Stiles von Shakespeares Zeitgenossen Ben Jonson. In dem auch schon vor dem tödlichen Autounfall (Our fierce and uncontrouled descent) gewarnt wird:

Love's fiery chariot, Delia, take
Which Vulcan wrought for Venus' sake.
Wings shall not waft thee, but a flame
Hot as my heart--as nobly tame:
Lit by a spark, less bright, more wise
Than linked lightnings of thine eyes!
Seated and ready to be drawn
Come not in muslins, lace or lawn,
But, for thy thrice imperial worth,
Take all the sables of the North,
With frozen diamonds belted on,
To face extreme Euroclydon!
Thus in our thund'ring toy we'll prove
Which is more blind, the Law or Love;
And may the jealous Gods prevent
Our fierce and uncontrouled descent!

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