Samstag, 20. März 2010
Rennert the Rhymer
Rennert the Rhymer
is an old-timer;
he'll rhyme away
your time of day
and rarely shun
Ye Ghastly Pun.
Good thing his verse
is fairly terse,
for some will bore us
enough to floor us.
Wir haben im Deutschen ja nicht diese wunderbare Tradition des nonsense verse (wenn wir mal Ringelnatz ausnehmen) wie ihn die Engländer haben. Die Engländer haben Lewis Carroll und Edward Lear mit seinen Limericks. Und Spike Milligan. Und Edmund Clerihew Bentley, der schöne Detektivromane geschrieben hat und den clerihew erfunden hat. Der einzige, den wir haben, der da wirklich mithalten kann, ist Erwin Rennert gewesen. Der ist im letzten Jahr in Wien gestorben. Als er dreizehn war, haben ihn seine Eltern mit seiner Schwester Silvia zu einem Cousin der Eltern in die USA geschickt. Wenn er sechs Jahre später wieder nach Europa kommt, ist er Soldat in der US Army. Seine Eltern sind da schon tot, 1942 nach Minsk verschleppt und dort ermordet. Nach dem Krieg hat er in New York Literaturwissenschaft studiert und ist Hochschullehrer geworden. 1961 ist er in seine Heimatland zurückgekehrt und ist 15 Jahre lang Kulturreferent der United Nations in Wien gewesen. Im Jahre 2000 hat er seine Memoiren, Der Welt in die Quere, veröffentlicht. Leser hat er für so wunderbare Bücher wie Ein Hund, der auf Limericks scharf ist, Lifestyle Limericks und Wirrwarrverse gefunden. Wenn das Leben eine Tragödie ist, kommt man aufs Komische.
Versification is not what
it used to be. It was a lot
of fun well into Kipling's time
to versify with proper rhyme.
I know a man who does it still -
when no one watches him, he will
sit down in comfort, fully bent
on rhyming to his heart's content.
Der da in Poetic Licence, or, Brother Can You Spare A Rhyme? zu uns spricht, ist wahrscheinlich Erwin Rennert selbst, der compulsive rhymer. Wenn die Welt aus den Fugen ist, wird die Welt der Imagination vom Reim zusammengehalten. Viele seiner kleinen Gedichte beziehen sich auf die Klassiker der englischen Literatur, wie zum Beispiel, wenn der March Hare aus Alice in Wonderland bei Dr. Freud auf der Couch sagt:
I was formerly
quite normerly,
but am latterly
mad-hatterly.
Und er setzt dann beim Leser auch schon mal voraus, dass der seinen Ulysses gelesen hat (oder zumindest Molly Blooms grossen inneren Monolog vom Ende des Romans, wenn er dichtet:
Jimmy Joyce,
nearly blind,
has his voice
still, and mind:
quotes Ulysses
to his missis.
(Molly Bloom
makes her fume.)
Der Meister im Plazieren schräger Pointen kann das alles natürlich auch auf Deutsch, wenn er den Nonsens durch die Skurrilitätsmühle dreht und so zur bizarren Meisterschaft weiterentwickelt hat, wie ein Kritiker schrieb. Und die Wiener Zeitung schrieb über ihn: Er lernte in zwei Sprachen witzig zu sein - eine Fähigkeit, über die viele Menschen nicht mal in einer Sprache verfügen. Und für alle diejenigen, die den ganzen Wagnerkult nicht ausstehen können, sei hier zum Abschluss noch das Gedicht Fafnir folgt dem Ruf nach Bayreuth zitiert:
Ich legendäres altes Biest
hiermit nun dem bekunde,
der diese Zeilen freundlich liest:
Mich juckt meine alte Wunde.
Sie stammt von Siegfrieds Ungebühr
(tat mich mein Leben kosten) -
nun winkt in Bayreuth mir dafür
ein krisenfester Posten.
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