Mittwoch, 17. März 2010
Rum
Yo ho ho and a bottle of rum, singen die Piraten. Auf jeden Fall nachdem sie Robert Louis Stevensons Treasure Island gelesen haben. Beim Penny Markt gibt es gerade Admiral Vernon Echter Übersee Rum, die Flasche für 6.99 €. Aber echter Rum ist natürlich viel teurer, eine Flasche Rhum Vieux aus Martinique ist nicht für 6.99 zu haben. Der liegt schon eher im dreistelligen Bereich, ist aber sehr lecker. Eine Flasche tschechischer Rum ist auch billig, aber das ist ein Gebräu aus Zuckerrüben. Beinahe so schlimm wie der 80 prozentige Stroh Rum, den nur Österreich Touristen kaufen. Auch Flensburger Rum Verschnitt (der bekannteste Rum in Deutschland) ist teurer. Die Flensburger sind seit dem 18. Jahrhundert im Rumgeschäft, weil sie der Heimathafen der dänischen Westindienflotte waren. Damals, als es noch Dänisch-Westindien gab. Heute gibt es in Flensburg noch ein Rum Museum. Der Penny Markt hat sich mit Admiral Vernon schon den richtigen Namensgeber für sein Produkt ausgesucht, denn Edward Vernon ist für alles mögliche verantwortlich: für die Portobello Road in London und für den Namen von Washingtons Landsitz. Und für den Grog.
Die Portobello Road mit ihrem berühmten Wochenmarkt für second hand Klamotten und Antiquitäten heißt nach der Hafenstadt Porto Bello, wo Admiral Vernon seinen großen Erfolg gegen die Spanier hatte. Lawrence Washington, der Halbbruder von George, hat seinen Landsitz Mount Vernon genannt. Er war einmal an Bord des Schiffes von Admiral Vernon und war von dem englischen Admiral schwer beeindruckt. Lawrence Washington befehligt eine Kompanie Marines der Miliz von Virginia in einem Krieg gegen die Spanier, der den schönen Namen War of Jenkins' Ear hat. Da hatte ein gewisser Kapitän Robert Jenkins im englischen Parlament sein in Alkohol eingelegtes Ohr gezeigt, das ihm die Spanier abgeschnitten hatten. Ein willkommener Anlass für die Engländer, einen Krieg gegen die Spanier anzufangen. Da ist der Admiral Vernon am Ende nicht so erfolgreich wie bei der Eroberung von Porto Bello.
Sein Angriff auf Cartagena 1741 mit der größten Flotte aller Zeiten (186 Schiffe und 25.000 Soldaten) wird zu einem militärischen Desaster. Cartagena wird von dem spanischen Admiral Blas de Lezo y Olavarrieta verteidigt. Der hat nur noch ein Auge, einen Arm und ein Bein. Hätte er noch einen Papagei auf der Schulter, wäre er Long John Silver. Er hat auch nur 3.500 Soldaten und sechs Fregatten. Aber er hält Cartagena. Und dabei hatte Vernon schon Gedenkmünzen prägen lassen, auf denen sich Lezo y Olavarietta vor Vernon kniend ergab. War etwas voreilig, musste man wieder einschmelzen.
Englische Matrosen trinken Rum seit die Engländer 1665 Jamaica eingenommen haben. Das Lied, wonach die Matrosen von allen Spirituosen am liebsten Rum fallera trinken, ist etwas neueren Ursprungs. Admiral Vernon gefällt es nicht, dass die sailors nach dem Genuss der täglichen Rumration in den Tropen für den Rest des Tages knille sind. Also wird der Rum mit Wasser verdünnt und in zwei Rationen morgens und abends ausgegeben. Steht in Vernons Order to the Captains Nummer 329 aus dem Jahre 1740. Wird auch mit Limonen angereichert, Limonen sind gut gegen Skorbut. Deshalb heißen die englischen Matrosen auch bald limeys. Das neue Getränk braucht nur noch einen neuen Namen. Und da kommt wieder Edward Vernon ins Spiel. Der trägt nämlich einen immer einen Kurzmantel aus grogram (das Wort ist eine Verballhornung von gros grain, was den Stoff bezeichnet), weshalb er auch den Spitznamen Old Grog hat. Und schon heißt das Getränk Grog.
Bis zum Jahre 1970 wird es in der Royal Navy über zweihundert Jahre lang gemäß der Vorschrift von Admiral Vernon zweimal am Tag ausgegeben. Dann wird es in der Great Rum Debate vom 28.1.1970 im Parlament leider vom Speiseplan der Navy gestrichen. Neben der Great Rum Debate hat es in der englischen Geschichte auch einmal eine Rum Rebellion gegeben, ein bewaffneter Aufstand gegen den Gouverneur von New South Wales William Bligh. Der hat ja nicht so viel Glück in seiner seemännischen Karriere. Erst meutert man auf der Bounty gegen ihn, dann ist sein Schiff Director auch noch Teil der Meuterei der Themseflotte 1797 und nun auch noch das. Mit den kriminellen Strukturen des örtlichen Rumhandels hätte er sich besser nicht anlegen sollen. Er wird zwar in allen Kriegsgerichtsverfahren freigesprochen, wird auch noch Admiral, aber der gute Ruf ist ruiniert.
Rum konserviert ja auch, innerlich und äußerlich. Macht die sailors immun gegen Seuchen. Angeblich soll man den Admiral Lord Nelson nach seinem Tod bei Trafalgar in ein Fass Rum gelegt haben (nach anderen Quellen soll es französischer Brandy gewesen sein). Als man das Fass in London öffnete, enthielt es zwar noch Lord Nelson, aber keinen Rum mehr. Dafür aber mehrere Bohrlöcher. Und die englische Sprache erhielt zwei neue Begriffe, die Nelson's blood (für Rum) und tapping the admiral (für die tägliche Rumration) hießen. Es ist nicht überliefert, ob Captain Jenkins sein Ohr auch in Rum eingelegt hatte.
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