Donnerstag, 2. September 2021

TeamViewer


Also, mit Fußball hat das Unternehmen TeamViewer eigentlich nichts zu tun. Aber doch ein bisschen, auf dieses TeamViewer auf dem Trikot von Manchester United komme ich noch zurück. Eigentlich ist TeamViewer eine Fernwartungssoftware, mit der zum Beispiel jemand aus der Firma, die mir diesen Mac verkauft hat, in meinem Mac etwas reparieren kann. Ich habe das schon in dem Post update erwähnt. Und das furchtbare Programm, das in dem Post Catalina erwähnt wird, ist inzwischen auch dank TeamViewer vom Computer entfernt.

In den Corona Zeiten, wo hunderttausende nicht mehr in ihrem Büro saßen, sondern im Home Office arbeiteten, wurde der TeamViewer zu einer immens wichtigen App, die Mitarbeiter kamen so in das Computersystem ihrer Firma. Sehr praktisch, aber auch gefährlich. Immer wieder gab es Nachrichten, dass das Programm TeamViewer zum Einfallstor für Schadprogramme wurde. Sogar das FBI warnte vor TeamViewer. Aber dank Corona hatte die Göppinger Firma TeamViewer 2020 ihr bestes Geschäftsjahr. Es gab natürlich 2020 auch Nachrichten, dass die Computerkriminalität noch nie so groß war, wie seit Beginn der Corona Krise. Da finden jetzt Computerviren zu Viren ganz anderer Art. Das Bundesamt für Sicherheit in der Infomationstechnik hat dafür extra einen Leifaden herausgebracht.
 
Und neben den tausend alten und neuen Viren gibt es im Netz natürlich auch noch den guten alten Spam. Der kommt jetzt in einer neuen Variante. Von der Firma Vodafone. Ich wollte letztens die Seite von Zeno anklicken, weil ich in Anna Karenina etwas nachlesen wollte, aber ich kam nicht auf die Seite. Stattdessen wurde mir dies hier serviert, eine angebliche Sicherheitswarnung von Vodafone. Hören wir dazu doch einmal Alexander Dittrich, den Herausgeber von Der Neue WiesentboteLiebe Leser, falls Sie DSL-Kunde bei Vodafine sind: wenn Sie unseren Wetterbericht lesen dann fällt Ihnen eventuell auf dass in der rechten Spalte die „Unwettergrafik“ nicht mehr angezeigt wird, sondern nur noch ein Link zur Unwetterzentrale. Wenn Sie jetzt auf diesen Link klicken, kommen Sie mitnichten auf die Unwetterzentrale, sondern Sie erhalten den dämlichsten Spam der mir je untergekommen ist: Gehts noch, Vodafone? Ihr seid doch nicht ganz dicht!! Lassen Sie sich dadurch nicht ins Bockshorn jagen! Das ist keine „Viren-Meldung“, das ist Werbung für das „Sicherheitspaket“ von Vodafone!
     
Ich habe selten eine derartig freche, unverfrorene und über alle Maßen dämliche „Werbekampagne“ gesehen. Erstens erschreckt es viele Leute, denen unklar ist, woher auf einmal diese Meldung kommt. Und dann: die völlig aus dem Nichts gegriffene Behauptung „mindestens eines Ihrer Geräte“ dürfte in vielen Haushalten für leichte Panik sorgen. Eine absolute Frechheit! Zweitens, und das ist vielleicht noch schlimmer: es ist eine Fake-Warnung. Mit sowas de-sensibilisiert man die Leute: bei der nächsten und diesmal vielleicht echten Virenwarnung denkt man eher an Spam als an ein Problem …
Vodafone! Diesmal habt Ihr echt den Vogel abgeschossen. Nochmal so eine Aktion, und Ihr habt mich als Kunden gesehen.

Bei Vodafone fällt mir der letzte Sommer ein. Da hatte im Norden von Kiel ein Baggerfahrer eine Starkstromleitung gerammt, dem Baggerfahrer war nichts passiert, wie die Presse am nächsten Tag meldete, aber die Stromversorgung war in Mitleidenschaft gezogen. Am Abend hatte ich wieder Internet, aber kein Telephon. Ich hatte für die nächsten zehn Tage kein Telephon, ich war froh, dass ich dieses IPhone besaß. Eine nette ältere Dame mit einem leicht bayrischen Akzent sagte mir bei meinem ersten Anruf, sie wollen das sofort überprüfen, das könne einen Moment dauern. Nach zwei Minuten war sie wieder in der Leitung und sagte mir, dass da die Fachleute ran müssten, sie gab mir aber sicherheitshalber einen Termin für Montag um neun, wo ein Vodafone Spezialist bei mir vor der Tür stände.

Daraus wurde nichts. Eine Stunde später hatte ich eine SMS auf dem IPhone, in dem der Termin für den Montag gekündigt und mir versichert wurde, mein Telephon sei völlig in Ordnung. Ich konnte jetzt so oft ich wollte bei Vodaphone anrrufen, ebenso oft passierte überhaupt nichts. Ich bekam auf dem IPhone eine SMS nach der anderen, die mir mitteilten, dass keine weiteren Maßnahmen seitens der Firma Vodafone nötig seien. Ich kann denjenigen verstehen, der im Internet gepostet hatte: Vodafone ist ein Haufen technikfreaks mit null Ahnung von tuten und blasen, und eure Hotline Nummern sind fürn eimer. Aber am elften Tag kam dann trotzdem jemand von der Firma vorbei. Er trug ein rotes Vodafone Polohemd. Aber nicht so eins mit dem Wapperl von Manchester United drauf. Es ist schon etwas länger her, aber bei den red devils von ManU stand da mal früher Vodafone, wo jetzt neuerdings TeamViewer auf dem Trikot steht.

Der Mann von Vodafone hatte eine neue Easybox mitgebracht. Sicherheitshalber. Aber erstmal kletterte er unter den massiven Schreibtisch und fummelte fünf Minuten an der Easybox herum. Und siehe da, das Telephon funktionierte wieder. Ich wollte ihm ein alkoholfreies Bier oder irgendein anderes Getränk anbieten, aber er wollte nichts. Er blieb aber noch eine halbe Stunde zum Klönen da. Ich erfuhr, dass mein DSL Router qualitativ und preislich im unteren Ende des Preissegments rangiert, sozusagen ganz unten. Vodafone bietet inzwischen Kunden, die etwas Besseres haben wollen, die Fritz!Box 7430 oder Fritz!Box 7490 zum Kauf oder zur Miete an. Und ich erfuhr von dem Vodafone Mitarbeiter, dass er selbst kein Kunde bei Vodafone ist. Das wird die Firma, die einen Jahresumsatz von über elf Milliarden Euro hat, verkraften können. Ich nehme an, dass er das an seinem Arbeitsplatz nicht erzählt.

In den letzten Wochen habe ich die widerliche Vodafone Spam nicht mehr auf dem Bildschirm gehabt. Vielleicht hat man im Vodafone Vorstand gelesen, was der Herausgeber vom Neuen Wiesentboten geschrieben hat. Genügend schlechte Presse hat Vodafone ja jetzt schon. Einundneunzig Prozent der Befragten sind mit den Leistungen ihres Providers nicht zufrieden. Auch die Stiftung Warentest bestätigte ähnliche Ergebnisse. Noch schlechter steht in der Statistik nur noch congstar da, eine Telekom Tochter. Gegen diese Firma habe ich überhaupt nichts, da habe ich den Vertrag für mein gebrauchtes IPhone. Den hat mir Arne Herbst besorgt. Es ist ein guter Vertrag, er kostet mich zwei Euro im Monat.

Seit 2017 arbeitet Vodafone mit der Firma TeamViewer zusammen, einer Firma, die in diesem Jahr viel von sich reden macht. Weil sie für die nächsten fünf Jahre der Hauptsponsor von Manchester United sein werden. Und gleichzeitig eine Partnerschaft mit den Mercedes Teams der Formel 1 und Formel E eingegangen sind. Dafür, dass Ronaldo nun mit einem Trikot herumläuft, auf dem TeamViewer steht, zahlt die Firma sechsundvierzig Millionen im Jahr. Wir wollen mal hoffen, dass sich das rechnet. Es wird bestimmt einen Run auf Ronaldo Trikots geben, aber wer profitiert davon? ManU, Ronaldo oder TeamViewer?

Der Wechsel von Ronaldo zu ManU hat die Aktien von TeamViewer etwas nach oben gebracht, aber die sind seit dem Frühjahr im freien Fall. Der CEO Oliver Steil redete im Frühjahr noch von einem Milliardenziel, aber dann begann der Absturz. Steil hat im letzten Jahr mehr verdient, als jeder andere Vorstandsvorsitzende eines Dax Unternehmens. Also umgerechnet 190.000 Euro am Tag. Er bekommt 900.000 Euro im Jahr, aber im Jahr 2020 kamen da noch mal 70 Millionen Euro hinzu, die als Leistungen Dritter im Geschäftsbericht verbucht sind. Als TeamViewer vor zwei Jahren an die Börse ging, hatte Steil mit den früheren Eignern eine Teilhabe an der Wertsteigerung des Unternehmens vereinbart. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber gleichzeitig mit der Nachricht von den Einkünften ihres CEO fielen die Aktien der Firma.

In den Börsennachrichten melden sich dazu zahlreiche Fachleute zu Wort, zum Beispiel von der Deutschen Bank oder von Warburg. Deutsche Bank? Warburg? Sind das seriöse Unternehmen? Da fallen mir nur die Zeilen eines Gedichts eines deutschen Dichters ein: O dieses gräßliche Gesindel, Das Börsenspekulanten heißt! Spitzbuben mit dem Diebwerksbündel, Auswurf von eklem Höllengeist! Es überkommt uns schon ein Schwindel, Wenn man auf ihre Namen weist. Sie werden den Dichter kaum kennen, obgleich er ziemlich berühmt ist. Lesen Sie dazu doch einmal den Post Finanzmärkte.

Der CEO Oliver Steil war vorher bei MicKinsey und dann bei Debitel, kommt also aus dem Kommunkationsgeschäft. Debitel in Büdelsdorf hat irgendetwas mit Freenet in Büdelsdorf zu tun. Ich habe mit einem Trikot mit Firmenaufschrift begonnen, ich möchte mit einem Trikot mit Firmenaufschrift enden. Sie sehen hier den neuen CEO von Freenet. Sein Titel bedeutet allerdings nicht Chief Executive Officer sondern Chief Entertainment Officer. Ein Titel, der extra für Dieter Bohlen geschaffen wurde, der gerade bei RTL rausgeflogen ist. Der  echte Freenet CEO Christoph Vilanek (ebenso wie Oliver Steil vorher bei Mc Kinsey und Debitel) hat zu der Ernennung gesagt: Dieter passt perfekt zur Marke Freenet. Er ist genauso direkt und frei in der Ansprache, wie wir es in der Freenet Group sind. Das mit direkt und frei ist so eine Sache, das Internet ist voll mit beleidigenden, ordinären und zotigen Sprüchen von Bohlen. Ich weiß nicht, ob man tiefer sinken kann.

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