Samstag, 27. September 2025

beautiful


In seinem Werk A Philosophical Inquiry into the Origins of Our Ideas of The Sublime and Beautiful hat Edmund Burke 1757 versucht, die Begriffe sublime und beautiful zu definieren. Sein Buch hatte großen Einfluß auf Immanuel Kant, und es ist vielleicht auch für den Beginn der Romantik verantwortlich. Das stand hier schon 2010 in dem Post Ästhetik. William Wordsworth hat Burkes Werk gekannt, und er hat selbst etwas zum Thema Sublime and Beautiful geschrieben. Die Schönheit ist bei Dichtern gut aufgehoben. In seinem Gedicht Composed Upon Westminster Bridge, September 3, 1802 schreibt Wordsworth:

Earth has not anything to show more fair:
Dull would he be of soul who could pass by
A sight so touching in its majesty;
This City now doth, like a garment, wear
The beauty of the morning; silent, bare,
Ships, towers, domes, theatres, and temples lie
Open unto the fields, and to the sky;
All bright and glittering in the smokeless air.
Never did sun more beautifully steep
In his first splendour, valley, rock, or hill;
Ne'er saw I, never felt, a calm so deep!
The river glideth at his own sweet will:
Dear God! the very houses seem asleep;
And all that mighty heart is lying still!

Ein Gedicht über die Schönheit eines Augenblicks. Das Gedicht ist hier schon in dem Post Touristen erwähnt worden, weil die Wirklichkeit Londons im Jahre 1802 vielleicht nicht so schön war wie das Gedicht. Die Dichter der Romantik entdecken jetzt, und da ist Wordsworth mit seinen Daffodils immer ein schönes Beispiel, die Natur und die Schönheit der Natur. Und die Wörter beauty und beautiful häufen sich in ihren Gedichten, a thing of beauty is a joy forever

Nicht nur die englischen Dichter entdecken die Schönheit der Natur. Ich zitiere einmal den Anfang des Gedichts The Prairies von dem Amerikaner William Cullen Bryant:

These are the gardens of the Desert, these
The unshorn fields, boundless and beautiful,
For which the speech of England has no name--
The Prairies. I behold them for the first,
And my heart swells, while the dilated sight
Takes in the encircling vastness. Lo! they stretch
In airy undulations, far away,
As if the ocean, in his gentlest swell,
Stood still, with all his rounded billows fixed,
And motionless for ever.--Motionless?--
No--they are all unchained again. The clouds
Sweep over with their shadows, and, beneath,
The surface rolls and fluctuates to the eye;

Am Ende des 19. Jahrhunderts schreibt Katharine Lee Bates das patriotische Lied America the Beautiful:

O beautiful for spacious skies,
For amber waves of grain,
For purple mountain majesties
Above the fruited plain!
America! America!
God shed His grace on thee
And crown thy good with brotherhood
From sea to shining sea!

Es ist ein Gedicht, das zu einer heimlichen Nationalhymne wird, bevor der Kongress 1931 beschliesst, dass The Star-Spangled Banner die Nationalhymne sein soll. Das Lied wird heute immer noch gesungen, und viele Sänger haben es gesungen. Auch Frankieboy Sinatra hatte es im Programm. Die peinlichste Version ist von dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, das habe ich schon in dem Post I hear America Singing erwähnt.

Ich bin auf das Wort beautiful gekommen, weil es, seit Donald Trump in unseren Leben ist, eine Inflation des Wortes (ähnlich wie bei dem Wort awesome) gibt. Sein neues Steuergesetz wurde als One Big Beautiful Bill Act vorgestellt. Ich glaube, die Amerikaner werden noch merken, dass die Gedichtszeile von John Keats a thing of beauty is a joy forever auf dieses Gesetz nicht zutrifft. Das beautiful scheint ein Lieblingswort von Donald Trump zu sein, in seiner Rede vor den Vereinten Nationen gebraucht er das Wort zwölfmal. Alles wird bei Trump beautiful, sogar die Zölle: I always say 'tariffs' is the most beautiful word to me in the dictionary. Because tariffs are going to make us rich as hell. It's going to bring our country's businesses back that left us. Und natürlich sind die USA bei ihm immer beautiful: We need to bring back religion to America, we want to bring God back into our beautiful USA like never before. Die Schönheit des Landes liegt ihm am Herzen, deshalb hat er vor vier Wochen einen Erlass herausgegeben, der Making federal architecture beautiful again heißt.

Ich bin nicht der einzige, dem die übermäßige Verwendung des Wortes beautiful durch Donald Trump aufgefallen ist. Auf der Seite Quora beantworteten die Leser die Frage Why does Trump use the adjective "beautiful" so much? damit, dass Donald Trump ein nur sehr begrenztes Vokabular des Englischen besitzt. Linguisten würden das einen restringierten Code nennen. Verglichen mit anderen Präsidenten landet Trump beim Flesch-Kincaid Grade Level Test auf dem letzten Platz. Im Magazin Politico können wir lesen: In 2017, for example, in the span of one month, at different public appearances, he described 35 separate things and people as “beautiful.” In his hands, “beautiful” is an amazingly adaptable adjective, wielded as both a compliment — and an insult. Take last month’s live-streamed interview with Elon Musk, when Trump had this to say about his Democratic opponent, Vice President Kamala Harris: “She’s a beautiful woman, so we’ll leave it at that.” Wenn Sie dort weiterlesen, können Sie alles finden, was Donald Trump als beautiful bezeichnet. Wenn Sie es etwas einfacher haben wollen, dann schauen Sie sich dieses Video an. Man muss die zweieinhalb Minuten einmal gesehen haben, dann weiß man, dass das Wort beautiful nichts, aber auch gar nichts, mehr bedeutet.

Was bleibet aber, stiften die Dichter, sagt Hölderlin. Und bei den Dichtern wird beautiful bleiben. Von Donald Trump wird wenig bleiben, er kann reden, was er will.

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