Dienstag, 30. August 2011

John Peel


Also diesen John Peel meine ich jetzt nicht, über den es das berühmte Lied D'ye ken John Peel with his coat so grey? gibt. Unser Englischlehrer hat uns damals gezwungen, es auswendig zu lernen. Ich könnte es noch heute singen:

D'ye ken John Peel with his coat so grey?
D'ye ken John Peel at the break o' day?
D'ye ken John Peel when he's far, far a-way.
With his hounds and his horn in the morning?
(Chorus) For the sound of his horn brought me from my bed,
And the cry of his hounds which he oftime led,
Peel's "View, Halloo!" could awaken the dead,
Or the fox from his lair in the morning.


Ich will kein böses Wort über meinen Englischlehrer Dr Fritz Tröbs sagen (den wir nur James nannten, weil er immer den sächsischen Genetiv am Beispiel von James's book illustrierte). James hat uns außer englischen Liedern von The ash grove how graceful, how plainly 'tis speaking bis Pack Up Your Troubles in Your Old Kit-Bag die wirklichen Klassiker der englischen Literatur vermittelt. Gut, Shakespeare und so'n Zeuch auch, aber ich meine jetzt die wirklichen Klassiker. Nämlich P.G. Wodehouse. Und The Wind in the Willows und Winnie-the-Pooh. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Er hat uns auch gezwungen, jeden Tag zehn neue Vokabeln zu lernen und in ein Vokabelheft einzutragen. Was haben wir ihn verflucht. Hat aber viel genützt. Wahrscheinlich gibt es heute keine Englischlehrer mehr, die in der Sekundarstufe II P.G. Wodehouse, The Wind in the Willows und Winnie-the-Pooh lesen und einen jahrelangen Vokabeltrainingsterror durchziehen.

Der John Peel, um den es heute geht, hat mit dem John Peel des frühen 19. Jahrhunderts nur den Namen gemein. Er heißt eigentlich John Robert Parker Ravenscroft. Mit Pferden, Hunden und der Fuchsjagd hatte er nichts zu tun, mit Singen schon eher. Er war Englands berühmtester Radiomoderator für Popmusik, beinahe vierzig Jahre lang hat er bei BBC 1 seine Sendung gehabt, die schnell eine Kultsendung wurde. Egal, was er machte, die BBC hat ihm nie hineingeredet. Die Anfänge seiner Sendung lagen in einer Zeit, als das Radio noch wild war. Als es noch Piratensender gab und RTL Radio Luxemburg noch etwas Tolles sein konnte. Man kann von John Peels Sendungen noch viel im Internet sehen, und seit einigen Jahren feiert man weltweit den Tag seiner letzten Sendung im Oktober mit einem John Peel Day. John Peel, der heute Geburtstag gehabt hätte, ist im Jahre 2004 gestorben, aber für seine Fans lebt er immer noch. Seine Familie hat ihm seinen letzten Wunsch erfüllt, den er einmal in einem Interview geäußert hatte, dass auf seinem Grabstein Teenage dreams, so hard to beat stehen sollte. Das ist aus seinem Lieblingssong Teenage Kicks von der Gruppe The Undertones.

Man konnte seine Sendungen auch in Deutschland hören, also in Bremen und Niedersachsen, wo man BFBS hereinbekam. Hat mir manche Stunde im Stau auf der Autobahn Bremen-Hamburg versüsst. A balance between things that you know people will like and things that you think people will like. Bekanntes und Neues, schrill und übergangslos nebeneinander. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich mich auf diesem Gebiet auskenne oder dass das meine Lieblingsmusik ist. Ich hätte nie gewusst, dass es eine Gruppe namens The Hoax gibt. Aber mein Freund Ollie, der weiß das, und er hat über sie geschrieben. Ollie hat auch die erste CD von PJ Harvey produziert, da kannte die noch keiner. John Peel natürlich schon, der auch ihre weitere Karriere gefördert hat. Wenn Sie mal etwas wirklich Abgefahrenes über Engländer und ihre Liebe zur Pop- und Rockmusik lesen wollen, dann kann ich Oliver Grays Buch Volume: A Cautionary Tale of Rock and Roll Obsession unbedingt empfehlen. Ist auch sehr witzig. Könnte auch den Titel haben Rock'n Roll I gave you the best years of my life, wenn Kevin Johnson den nicht schon erfunden hätte.

Irgendwie bewundere ich die Engländer dafür, dass sie Leute John Peel und Ollie Gray (und wahrscheinlich noch tausend andere) haben, die einem zeigen, dass es jenseits von Robbie Williams noch lebendige Musik gibt. Sicherlich gibt es bei uns außer Dieter Bohlen und Heino auch noch irgendwo etwas musikalisch Originelles. Vor Jahrzehnten gab es bei NDR Klaus Wellershaus, aber dann war auch Schluss Kreativität und Intelligenz beim NDR. Obgleich sein Nachfolger Peter Urban sein Anglistikstudium in Hamburg ja mit einem originellen Buch Rollende Worte – Die Poesie des Rock abgeschlossen hatte, aber dann kam nicht mehr viel.

Ich bin Tobias Hochscherf und Christoph Laucht, die ihre Unikarriere als lecturers an englischen Universitäten starteten, dankbar, dass sie mir damals als Weihnachtsgeschenk John Peels Margrave of the Marshes aus England mitbrachten. John Peel hat seine Autobiographie (mit seiner erstaunlichen Handschrift) nicht zu Ende schreiben können, die zweite Hälfte stammt aus der Feder seiner Frau Sheila Ravenscroft. Als kleine Hommage an John Peel gibt es hier zum Schluss den Text seines Lieblingsliedes:

Are teenage dreams so hard to beat
Everytime she walks down the street
Another girl in the neighbourhood
Wish she was mine, she looks so good

I wanna hold her wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night

I'm gonna call her on the telephone
Have her over cos i'm all alone
I need excitement oh i need it bad
And its the best, i've ever had

I wanna hold her wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night

Are teenage dreams so hard to beat
Everytime she walks down the street
Another girl in the neighbourhood
Wish she was mine, she looks so good

I wanna hold her wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night

I'm gonna call her on the telephone
Have her over cos i'm all alone
I need excitement oh i need it bad
And its the best, i've ever had

I wanna hold her wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night

I wanna hold her wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night

1 Kommentar:

  1. Fritz Tröbs, Englisch und Sport 5. und 6. Klasse. Ab '67. Ich fand ihn gefährlich. OK, auch ich kann noch viele Geschichten auswendig, aber die Angst, die viele von uns verspürten, Kinder waren wir. Und dann noch Pavlik in Mathe. Horror. Gruß aus Stuttgart. Lutz Teßmer

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