Freitag, 9. Juni 2023

A beleza que não é só minha


Olha que coisa mais linda, 
mais cheia de graça
É ela, menina, que vem e que passa
Num doce balanço a caminho do mar
Moça do corpo dourado, do Sol de Ipanema
O seu balançado é mais que um poema
É a coisa mais linda que eu já vi passar

Ah, por que estou tão sozinho?
Ah, por que tudo é tão triste?
Ah, a beleza que existe
A beleza que não é só minha
Que também passa sozinha

Ah, se ela soubesse 
que quando ela passa
O mundo inteirinho se enche de graça
E fica mais lindo por causa do amor
Por causa do amor
Por causa do amor 


Der brasilianische Dichter Vinícius de Moraes hat dies schöne Gedicht geschrieben, ein Gedicht von der Anmut und Schönheit einer jungen schlanken Frau, die am Strand entlanggeht. Die Männer schauen ihr nach, und sie wissen, dass sie niemals im Leben eine solch schöne Frau bekommen werden: A beleza que não é só minha. Wenn die Frau nur wüsste, dass wenn sie vorbeigeht, die ganze Welt mit Anmut erfüllt wird. Und schöner wird, durch die Liebe. Antônio Carlos Jobim hat das Gedicht vertont, und er hat es João Gilberto gegeben, damit der das Lied singt. Der arbeitete gerade mit Stan Getz zusammen, und Getz sagte so etwas wie: Eigentlich könnte Deine Frau mitmachen, sie könnte den Refrain singen. Auf englisch. Die Frau von João Gilberto konnte englisch, ihr Vater, der deutsche Einwanderer Fritz Weinert, hatte ihr das beigebracht. 

Die Frau von João Gilberto war schon einmal mit zwei Liedern ihres Mannes aufgetreten. Aber eigentlich wollte sie nie Sängerin werden, sie hatte nur ihren Mann zum Studio begleitet. Sie war dreiundzwanzig, und wenn sie am Strand entlangging, schauten ihr die Männer nach. Weil sie linda, mais cheia de graça war. Sie sang den englischen Refrain zu dem Lied von Antônio Carlos Jobim. Sie trat dann einmal mit der englischen Fassung im Fernsehen auf. Sie konnte nicht besonders gut singen, aber das Saxophon von Stan Getz reißt alles raus. Und Stan Getz begleitete sie auch in dem kleinen Film Get Yourself a College Girl, in dem sie mit dem Lied auftrat. Das war 1964, da ließ ihr Mann sich von ihr scheiden. Und gleichzeitig erschien die Platte, die sie im Vorjahr mit ihrem Mann und Stan Getz aufgenommen hatte. Die Platte wurde ein Welterfolg. Nur wegen ihr. Wir alle hatten das Lied, von dem sie den englischen Refrain sang, damals alle in unseren Köpfen und träumten von den schönen schlanken Frauen, die es nur am Strand von Ipanema gab. 

Astrud Gilberto, the Girl from Ipanema, die zu einer Ikone des Bossa Nova geworden war und deren Lied wir nicht aus unseren Köpfen bekommen, ist sechzig Jahre nach ihrem Welterfolg im Alter von dreiundachtzig Jahren gestorben. Sie ist in diesem Blog schon in den Posts Saudade, Brasilien und Monica Zetterlund erwähnt worden. Ich nehme an, dass Sie genau wie ich, jetzt all die Astrud Gilberto CDs auflegen, die Sie haben.


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