Letzte Rose, wie magst du
so einsam hier blühn?
Deine freundlichen Schwestern
sind längst, schon längst dahin
Keine Blüte haucht Balsam
mit labendem, labendem Duft
keine Blätter mehr flattern
in stürmischer Luft
Warum blühst du so traurig
im Garten allein?
Sollst im Tod mit den Schwestern
mit den Schwestern vereinigt sein
Drum pflück ich, o Rose
vom Stamme, vom Stamme dich ab
Sollst ruhen mir am Herzen
und mit mir, ja mit mir im Grab.
im Garten allein?
Sollst im Tod mit den Schwestern
mit den Schwestern vereinigt sein
Drum pflück ich, o Rose
vom Stamme, vom Stamme dich ab
Sollst ruhen mir am Herzen
und mit mir, ja mit mir im Grab.
Unser Deutschlehrer präsentierte uns das eines schönen Tages zur Interpretation als ein altes deutsches Volkslied. Was sofort meinen Widerspruch provozierte. Loriot hätte an dieser Stelle auch laut protestiert, denn der hat Flotows Oper Martha, aus der die ➱letzte Rose stammt, mal an einem deutschen Opernhaus inszeniert. Ohne Wum und Wendelin, richtig ernsthaft. Na ja, mit typisch Loriotschen Einlagen. Bis zum Februar konnte man seine Martha noch im Theater am Gärtnerplatz in München sehen, und sie ist auch auf der DVD Kassette Loriot und die Musik.
Ich sagte meinem Deutschlehrer damals auch noch, dass die Basis für dieses Lied von Thomas Moore stammte. Stand so über den Noten von Erks Deutscher Notenschatz: Sommers letzte Rose. Thomas Moore. Irische Volksweise. Vor 1789. Das konnte ich sogar auf dem Klavier spielen. Den Erk hatte ich von meinem Opa (ich habe ihn immer noch). War aber nicht seiner, der Name des Pastors und der Kirchenstempel stehen noch drin. Entweder hatte er das Buch gemopst oder sein Exemplar mit dem des Pastors vertauscht. Als er vor hundert Jahren als junger Lehrer anfing, musste er noch die Orgel in der Kirche spielen, gehörte beim Lehrer dazu.
Ich sagte meinem Deutschlehrer damals auch noch, dass die Basis für dieses Lied von Thomas Moore stammte. Stand so über den Noten von Erks Deutscher Notenschatz: Sommers letzte Rose. Thomas Moore. Irische Volksweise. Vor 1789. Das konnte ich sogar auf dem Klavier spielen. Den Erk hatte ich von meinem Opa (ich habe ihn immer noch). War aber nicht seiner, der Name des Pastors und der Kirchenstempel stehen noch drin. Entweder hatte er das Buch gemopst oder sein Exemplar mit dem des Pastors vertauscht. Als er vor hundert Jahren als junger Lehrer anfing, musste er noch die Orgel in der Kirche spielen, gehörte beim Lehrer dazu.
Aber wenn Erks Deutscher Notenschatz aus dem 19. Jahrhundert das wußte, warum wußte mein Deutschlehrer das nicht? Ja, weil er leider keine Ahnung hatte von dem Fach, das er da unterrichte. Diese kleine Geschichte spielte sich in der 11. Klasse ab, wir mussten ihn noch zwei Jahre ertragen. Ich habe in der Zeit sehr viel gelesen. Unter der Bank. Ihm hörte niemand mehr zu. Die Sache mit der letzten Rose fiel mir als erstes ein, als ich in Wikipedias Ereigniskalender vom 28. Mai den Namen Thomas Moore las, der heute vor 232 Jahre geboren wurde.
Das ist so ähnlich wie beim Pawlowschen Hund. Wenn man mir Thomas Moore sagt, fällt mir dieser schlimme Lehrer ein, den ich hier im Blog schon zweimal mit der gebotenen Zurückhaltung erwähnt habe (ja, ich kann's nicht lassen). Das zweite, was mir bei Thomas Moore einfällt, ist eine Dichtung mit dem seltsamen Namen Lalla Rookh, von de la Motte Fouqué ins Deutsche übersetzt. Und da ➱Arno Schmidt ein ganzes Buch über Fouqué geschrieben hat, kennt er natürlich seinen Thomas Moore. Der taucht in seinem Werk mehrfach auf. Kennt' Ihr wenichstns die 'Lalla Rookh'?, lässt der Solipsist aus der Heide eine Romanfigur fragen. Es gibt eine zweite deutsche Übersetzung von einem Namensvetter von Arno, einem Dr. Alexander Schmidt. Ein sicherlich bedeutender Philologe des 19. Jahrhunderts, über den die Allgemeine Deutsche Biographie zu berichten weiß, dass er die Anfangsgründe der englischen Grammatik... einem herabgekommenen, meist betrunkenen Handlungsgehülfen bei regelmäßigem Gespräche und Zusammenlesen ablernte. So kann man auch Englisch lernen.
Das ist so ähnlich wie beim Pawlowschen Hund. Wenn man mir Thomas Moore sagt, fällt mir dieser schlimme Lehrer ein, den ich hier im Blog schon zweimal mit der gebotenen Zurückhaltung erwähnt habe (ja, ich kann's nicht lassen). Das zweite, was mir bei Thomas Moore einfällt, ist eine Dichtung mit dem seltsamen Namen Lalla Rookh, von de la Motte Fouqué ins Deutsche übersetzt. Und da ➱Arno Schmidt ein ganzes Buch über Fouqué geschrieben hat, kennt er natürlich seinen Thomas Moore. Der taucht in seinem Werk mehrfach auf. Kennt' Ihr wenichstns die 'Lalla Rookh'?, lässt der Solipsist aus der Heide eine Romanfigur fragen. Es gibt eine zweite deutsche Übersetzung von einem Namensvetter von Arno, einem Dr. Alexander Schmidt. Ein sicherlich bedeutender Philologe des 19. Jahrhunderts, über den die Allgemeine Deutsche Biographie zu berichten weiß, dass er die Anfangsgründe der englischen Grammatik... einem herabgekommenen, meist betrunkenen Handlungsgehülfen bei regelmäßigem Gespräche und Zusammenlesen ablernte. So kann man auch Englisch lernen.
Lalla Rookh ist von Schumann unter dem ebenso seltsamen Namen Das Paradies und die Peri vertont
worden. Schumann ist ein Komponist, der mich ja nun nicht die Bohne
interessiert, aber das mit dem Oratorium weiß ich, weil eine schöne Frau
meiner Jugend da mal mitsang. Da musste man ja einfach Begeisterung
heucheln und zum Lalla Rookh Groupie werden. Dem Dichter Thomas Moore bin ich dann noch zweimal begegnet. Das erste Mal, als ich im ➱Antiquariat Eschenburg eine Ausgabe der Werke von Thomas Moore kaufte (Leipsic 1833), beinahe tausend Seiten. Der Verlag von Ernest Fleischer war damals sehr rührig mit guten Ausgaben englischer Autoren. Kostete mich acht Mark, man kann diese Ausgabe heute aber noch billig bekommen. Das letzte Mal, dass ich auf Thomas Moore stieß, war an einer für mich ungeahnten Stelle:
My Dear Tom, I must again refer you to those two letters addressed to you at Passy before I read your speech in Galignani, &c., and which you do not seem to have received. [Footnote 1: I was never lucky enough to recover these two letters, though frequent enquiries were made about them at the French post-office.] Of Hunt I see little—once a month or so, and then on his own business, generally. You may easily suppose that I know too little of Hampstead and his satellites to have much communion or community with him. My whole present relation to him arose from Shelley's unexpected wreck. You would not have had me leave him in the street with his family, would you? and as to the other plan you mention, you forget how it would humiliate him—that his writings should be supposed to be dead weight! Think a moment—he is perhaps the vainest man on earth, at least his own friends say so pretty loudly; and if he were in other circumstances, I might be tempted to take him down a peg; but not now,—it would be cruel. It is a cursed business; but neither the motive nor the means rest upon my conscience, and it happens that he and his brother have been so far benefited by the publication in a pecuniary point of view. His brother is a steady, bold fellow, such as Prynne, for example, and full of moral, and, I hear, physical courage. And you are really recanting, or softening to the clergy! It will do little good for you—it is you, not the poem, they are at. They will say they frightened you—forbid it, Ireland!
Yours ever,
N.B.
My Dear Tom, I must again refer you to those two letters addressed to you at Passy before I read your speech in Galignani, &c., and which you do not seem to have received. [Footnote 1: I was never lucky enough to recover these two letters, though frequent enquiries were made about them at the French post-office.] Of Hunt I see little—once a month or so, and then on his own business, generally. You may easily suppose that I know too little of Hampstead and his satellites to have much communion or community with him. My whole present relation to him arose from Shelley's unexpected wreck. You would not have had me leave him in the street with his family, would you? and as to the other plan you mention, you forget how it would humiliate him—that his writings should be supposed to be dead weight! Think a moment—he is perhaps the vainest man on earth, at least his own friends say so pretty loudly; and if he were in other circumstances, I might be tempted to take him down a peg; but not now,—it would be cruel. It is a cursed business; but neither the motive nor the means rest upon my conscience, and it happens that he and his brother have been so far benefited by the publication in a pecuniary point of view. His brother is a steady, bold fellow, such as Prynne, for example, and full of moral, and, I hear, physical courage. And you are really recanting, or softening to the clergy! It will do little good for you—it is you, not the poem, they are at. They will say they frightened you—forbid it, Ireland!
Yours ever,
N.B.
Dieser N.B. ist niemand anderes als ➱Noel Byron, und der Dear Tom ist sein Freund und Briefpartner Thomas Moore (links ein Jugendbild aus der National Gallery London). Der eines Tages Byrons Nachlass verwalten wird und 1830 mit Letters and Journals of Lord Byron, with Notices of his Life eine Biographie schreiben wird, die noch heute von Bedeutung ist. Inzwischen habe ich das natürlich alles gelesen, aber in der Vorlesung über die englische Romantik von Professor X, die sich zäh über vier Semester hinschleppte, spielte Byron keine Rolle. Coleridge, Shelley und Wordsworth ja, aber kein Byron. Professor X hatte die Vorlesung nicht selbst geschrieben, die schrieb ihm sein Assistent, er las sie nur vor. Und wenn das letzte Wort auf der Seite Words- war, dann machte er eine Pause, blätterte um und las dann worth. Ungelogen. Er besaß sicherlich die gleiche fachliche Kompetenz wie mein Deutschlehrer. Vielleicht hätte ich statt vier Semester Professor X über die englische Romantik zu hören, lieber Guinness mit dem ständig besoffenen Engländer trinken sollen, der sich als gescheiterter Schlagersänger Paul Raven nannte. Er hat sich später umbenannt, stieg auf wie Phoenix aus der Asche und hieß dann ➱Gary Glitter. Aber das konnte damals keiner von uns ahnen, dass der versoffene Typ noch Karriere machen würde
Der Ire Thomas Moore kam bei Professor X in der Vorlesung natürlich auch nicht vor, vielleicht kannte er (beziehungsweise sein Ghostwriter) ihn ebenso wenig wie mein Deutschlehrer. Thomas Moore konnte schön singen, alle Iren können das ja, das wissen wir ja. Auch ➱James Joyce war stolz auf seine Stimme. Moore hat seine Lieder, die eigentlich keine Gedichte sondern Lieder sind, singend vorgetragen. Man hörte ihn gerne in den Salon des Londons der Regency Zeit. Wahrscheinlich hat seine Last Rose of Summer bei ihm so geklungen, wie ➱John McDermott das singt. Opernsänger singen die Flotow-Version, andere ziehen das Arrangement von ➱Benjamin Britten vor. Die Grenzen des guten Geschmacks - und ein wenig von rührseligem irischen Kitsch hatte das Lied ja immer - werden überschritten von dem Holländer ➱André Rieu, der damit auch noch in Dublin aufgetreten ist. Dass er damit lebend von der Bühne gekommen ist, wundert mich nun wirklich etwas. Aber wenn es schon sein muss, dann hören Sie doch lieber bei der Neuseeländerin ➱Hayley Westenra rein, die ja von Händels ➱Lascia Ch'io Panga bis ➱Danny Boy alles singen kann. Sie hat natürlich auch irische Vorfahren.
'TIS the last rose of summer,
Left blooming alone;
All her lovely companions
Are faded and gone;
No flower of her kindred,
No rose-bud is nigh,
To reflect back her blushes,
Or give sigh for sigh.
I'll not leave thee, thou lone one!
To pine on the stem;
Since the lovely are sleeping,
Go sleep thou with them.
Thus kindly I scatter
Thy leaves o'er the bed,
Where thy mates of the garden
Lie scentless and dead.
So soon may I follow,
When friendships decay,
And from Love's shining circle
The gems drop away.
When true hearts lie wither'd,
And fond ones are flown,
Oh! who would inhabit
This bleak world alone?
Der Ire Thomas Moore kam bei Professor X in der Vorlesung natürlich auch nicht vor, vielleicht kannte er (beziehungsweise sein Ghostwriter) ihn ebenso wenig wie mein Deutschlehrer. Thomas Moore konnte schön singen, alle Iren können das ja, das wissen wir ja. Auch ➱James Joyce war stolz auf seine Stimme. Moore hat seine Lieder, die eigentlich keine Gedichte sondern Lieder sind, singend vorgetragen. Man hörte ihn gerne in den Salon des Londons der Regency Zeit. Wahrscheinlich hat seine Last Rose of Summer bei ihm so geklungen, wie ➱John McDermott das singt. Opernsänger singen die Flotow-Version, andere ziehen das Arrangement von ➱Benjamin Britten vor. Die Grenzen des guten Geschmacks - und ein wenig von rührseligem irischen Kitsch hatte das Lied ja immer - werden überschritten von dem Holländer ➱André Rieu, der damit auch noch in Dublin aufgetreten ist. Dass er damit lebend von der Bühne gekommen ist, wundert mich nun wirklich etwas. Aber wenn es schon sein muss, dann hören Sie doch lieber bei der Neuseeländerin ➱Hayley Westenra rein, die ja von Händels ➱Lascia Ch'io Panga bis ➱Danny Boy alles singen kann. Sie hat natürlich auch irische Vorfahren.
'TIS the last rose of summer,
Left blooming alone;
All her lovely companions
Are faded and gone;
No flower of her kindred,
No rose-bud is nigh,
To reflect back her blushes,
Or give sigh for sigh.
I'll not leave thee, thou lone one!
To pine on the stem;
Since the lovely are sleeping,
Go sleep thou with them.
Thus kindly I scatter
Thy leaves o'er the bed,
Where thy mates of the garden
Lie scentless and dead.
So soon may I follow,
When friendships decay,
And from Love's shining circle
The gems drop away.
When true hearts lie wither'd,
And fond ones are flown,
Oh! who would inhabit
This bleak world alone?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen