Dienstag, 18. Oktober 2011

Neuerscheinungen


Oh, grassy glades! oh, ever vernal 
endless landscapes in the soul;
in ye, -- though long parched 
by the dead drought of the earthy life,
-- in ye, men yet may roll, 
like young horses in new morning clover;
and for some few fleeting moments,
feel the cool dew of the life immortal on them.
Would to God these blessed calms would last.
But the mingled, mingling threads of life 
are woven by warp and woof:
calms crossed by storms, a storm for every calm.
There is no steady unretracing progress in this life;
we do not advance through fixed gradations,
and at the last one pause:
-- through infancy's unconscious spell,
boyhood's thoughtless faith, 
adolescence' doubt (the common doom),
then scepticism, then disbelief,
resting at last in manhood's pondering repose of If.
But once gone through, 
we trace the round again;
and are infants, boys, and men, and Ifs eternally.
Where lies the final harbor, 
whence we unmoor no more?
in what rapt ether sails the world, 
of which the weariest will never weary? 
Where is the foundling's father hidden?
Our souls are like those orphans 
whose unwedded mothers die in bearing them:
the secret of our paternity lies in their grave,
and we must there to learn it.

Hätte der Autor dieser Zeilen heute Chancen auf der Buchmesse? Wo Karasek und Katzenberger Arm in Arm auftauchen? Die passen ja auch prima zusammen. Das Buch (a wicked book...broiled in hell-fire) aus dem die obigen Zeilen sind, ist heute vor 160 Jahren in London erschienen. Es hieß The Whale und war, das muss man leider sagen, ein Flop. Es war auch noch nicht ganz fertig, der 32-jährige Autor saß noch an der Korrektur der Druckfahnen für die amerikanische Ausgabe, die dann Moby-Dick hieß. Die war auch kein Erfolg, zu Lebzeiten des Autors wurden etwas über dreitausend Exemplare verkauft. Wahrscheinlich werden von dem Buch von Frau Katzenberger an einem Tag mehr Exemplare verkauft.

Die Katzenbergers gab es zu Melvilles Zeiten auch schon, was Melvilles Schriftstellerkollegen Nathaniel Hawthorne zu den schönen Sätzen bewegte: America is now wholly given over to a damned mob of scribbling women, and I should have no chance of success while the public taste is occupied with their trash–and should be ashamed of myself if I did succeed. Drei Jahre nach dem Erscheinen von Moby-Dick wurden von Maria Cummins' sentimentalem Roman The Lamplighter 20.000 Stück in zwei Wochen verkauft.

Im November 1851, als die amerikanische Ausgabe von Moby-Dick gerade erschienen ist, hat Melville schon einen neuen Roman im Kopf. So schreibt er an Hawthorne: Leviathan is not the biggest fish;--I have heard of Krakens. Der neue Roman wird Pierre, or the Ambiguities heißen und ein noch größerer Flop als Moby-Dick werden. Während er an Pierre schreibt, erscheinen die ersten Kritiken zu Moby-DickFor, in sober truth, Mr. Melville's vanity is immeasurable. He will either be first among the book-making tribe, or he will be nowhere. He will centre all attention upon himself, or he will abandon the field of literature at once. From this morbid self-esteem, coupled with a most unbounded love of notoriety, spring all Mr. Melville's efforts, all his rhetorical contortions, all his declamatory abuse of society, all his inflated sentiment, and all his insinuating licentiousness. Und so geht das weiter, lesen Sie doch einfach mal auf dieser Seite ➱Contemporary Reviews and Criticism.

Die Kritiker halten Melville für verrückt, seine Familie auch. Und vielleicht ist er nach der Enttäuschung über die negative Rezeption seines Meisterwerks auch wirklich ein klein wenig wahnsinnig gewesen. Er schreibt sich seine Enttäuschung von der Seele, seine Figur Pierre scheitert als Schriftsteller. Hershel Parker hat in seiner ➱Kraken Edition diese nachträglichen Hasspassagen wieder emendiert, in der Hoffnung, so an den ursprünglichen Text von Pierre zu kommen, den Melville im Januar 1852 seinen Verlegern ablieferte. Sei es, wie es sei, mir kommt es ein wenig vor wie das, wofür der Engländer den schönen Ausdruck flogging a dead horse hat. Lassen Sie die Finger von Pierre, lesen Sie lieber Moby-Dick noch einmal. Oder fangen Sie an, Clarel zu lesen.

Die Textprobe ganz oben ist übrigens gar kein Gedicht, ich habe eine Stelle aus Moby-Dick (aus dem Kapitel 114) genommen und sie typographisch ein wenig verwandelt. Und schon sieht es aus wie Lyrik. Es sind schlechtere Verse im 19. Jahrhundert geschrieben worden. Man kann das übrigens mit vielen Stellen des Romans machen. Und damit meine ich nicht die Kapitel, wenn der Shakespeare in Melville durchbricht und er kleine Theaterstücke an Bord inszeniert, Enter Ahab, then all. Da oben spricht übrigens Captain Ahab, der keinen Vornamen hat (so wie der Erzähler Ishmael keinen Nachnamen hat). Ist das der selbe Ahab, der in dem Kapitel 132 (The Symphony) so redet?

What is it, what nameless, inscrutable, unearthly thing is it; what cozzening, hidden lord and master, and cruel, remorseless emperor commands me; that against all natural lovings and longings, I so keep pushing, and crowding, and jamming myself on all the time; recklessly making me ready to do what in my own proper, natural heart, I durst not so much as dare? Is Ahab, Ahab? Is it I, God, or who, that lifts this arm? But if the great sun move not of himself; but is as an errand-boy in heaven; nor one single star can revolve, but by some invisible power; how then can this one small heart beat; this one small brain think thoughts; unless God does that beating, does that thinking, does that living, and not I. By heaven, man, we are turned round and round in this world, like yonder windlass, and Fate is the handspike. And all the time, lo! that smiling sky, and this unsounded sea! Look! see yon Albicore! who put it into him to chase and fang that flying-fish? Where do murderers go, man! Who's to doom, when the judge himself is dragged to the bar? But it is a mild, mild wind, and a mild looking sky; and the air smells now, as if it blew from a far-away meadow; they have been making hay somewhere under the slopes of the Andes, Starbuck, and the mowers are sleeping among the new- mown hay. Sleeping? Aye, toil we how we may, we all sleep at last on the field. Sleep? Aye, and rust amid greenness; as last year's scythes flung down, and left in the half-cut swaths -- Starbuck!'

Starbuck wird ihm nicht mehr antworten, denn blanched to a corpse's hue with despair hat er sich längst weggeschlichen.

Melvilles Text ist für den Leser bei jedem Lesen auch nach 160 Jahren noch ein Erlebnis, das Buch von Frau Katzenberger wird wohl in 160 Jahren nicht zur Weltliteratur gezählt werden. Ich habe vor genau einem Jahr schon einmal über die ➱Erstveröffentlichung von The Whale in London geschrieben. Und wenn Sie Herman Melville oder Moby-Dick in dem kleinen Suchfeld auf dieser Seite eingeben, werden Sie sehen, dass ich immer wieder über ihn schreibe. Das ist vielleicht nicht so verwunderlich, ist die Adresse dieses Blogs doch nach dem ersten Kapitel von Moby-Dick benannt. Ich nehme auch an, dass er noch das ein oder andere Mal hier wieder vorkommt. Daniela Katzenberger wahrscheinlich nicht.

2 Kommentare:

  1. Interessant endlich erfahren zu haben woher der Name kommt. :-)
    Interessant auch, dass ich wahrscheinlich ähnliche Gedanken hatte als ich die beiden, Arm in Arm, im TV gesehen habe.
    Traurig diese Absatzzahlen von der Katzenberger.
    PS: Hier benötige ich Ihren Rat: Was können Russel & Bromley Schuhe?
    Habe gehört, dass C&J dafür herstellt.
    Danke im Voraus!

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  2. "loomings" wurde schon einmal am 13. Januar 2010 erläutert (http://loomings-jay.blogspot.com/2010/01/loomings.html). Und wenn Sie schon zu den Anfängen dieses Blogs zurückgehen, gibt es da in der gleichen Woche auch einen netten Schuhartikel (15.1.2010). Über Russell&Bromley kann ich nichts sagen, weil ich nichts über die weiß. Vor vielen Jahren verkauften Shipton&Heneage unter ihrem eigenen Namen C+J zu unschlagbaren Preise, heute nicht mehr. Es wurde ja auch mal über Tyrwhitt gemunkelt, dass deren Schuhe von C+J kamen, heute bestimmt nicht mehr.

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