Sonntag, 7. Februar 2021

Raymond Chandler (reloaded)


Es geht heute noch einmal um Übersetzungen, gute und schlechte. Oder wie der Franzose sagt: Les traductions sont comme les femmes: quand elles sont belles, elles ne sont pas fidèles, et quand elles sont fidèles, elles ne sont pas belles. Am letzten Sonntag gab es hier Proust, heute gibt es hier Chandler. Ich las in der Zeitung, dass es eine neue Übersetzung der Romane von Raymond Chandler gäbe, die sehr cool sein sollte. Ich notierte mir das auf einem Zettel und ließ es erst einmal liegen. Mich beschäftigten gerade die Übersetzungen von Marcel Prousts Recherche. Und ehrlich gesagt, hatte ich mich für Chandler Übersetzungen noch nie wirklich interessiert. Aber vielleicht hat doch das eine mit dem anderen zu tun: beide Autoren wurden dem deutschen Publikum durch Übersetzungen in den fünfziger Jahren bekannt; beide Autoren waren große Stilisten in der Sprache, in der sie schrieben, beide Autoren haben ihre Übersetzer herausgefordert. Chandlers Englisch war das Upper Class Englisch seiner englischen Public School Erziehung, das gesprochene amerikanische Englisch - das H.L. Mencken in seinem Klassiker The American Language beschrieb - musste er erst einmal lernen. Er wird zu einem Meister dieser Sprache: If I hadn’t grown up on Latin and Greek, I doubt if I would know so well how to draw the very subtle line between what I call a vernacular style and what I should call an illiterate or faux naif style. There’s a hell of a lot of difference, to my mind.

Raymond Chandler war ein gebildeter Mann. Er wußte, wer Proust war, in einem Brief an seinen Verleger vergleicht er den Stil von Dashiell Hammet und James Malahan Cain miteinander. Zu Ungunsten von Cain: I hope the day will come when I don’t have to ride around on Hammett and James Cain, like an organ grinder’s monkey. Hammett is all right. I give him everything. There were a lot of things he could not do, but what he did he did superbly. But James Cain—faugh! Everything he touches smells like a billygoat. He is every kind of writer I detest, a faux naif, a Proust in greasy overalls, a dirty little boy with a piece of chalk and a board fence and nobody looking. Such people are the offal of literature, not because they write about dirty things but because they do it in a dirty way. Ich persönlich mag James Mallahan Cain, ich finde, dass sein Roman Serenade der Höhepunkt des melodramatischen Kitsches ist, der in der Zeit der tough guy writers geschrieben wurde. Aber diese wunderbare kleine Beleidigung im Vorübergehen: a Proust in greasy overalls, die hat schon etwas.

Die coole Blondine in dem Absatz oben ist auf dem Cover der neuen Penguin Ausgabe, und diese coole Blondine soll Eileen Wade in The Long Good-Bye sein. Wo wir Sätze finden wie: Es gibt solche Blondinen und solche, das ist heutzutage fast schon ein geflügelter Witz. Alle Blondinen haben ihre Mucken, mit Ausnahme vielleicht nur der wasserstoffblonden, die jenseits der Chemie so blond sind wie ein Zulu und von Gemüt so glatt wie ein Bürgersteig. Da gibt es das kleine süße Blondchen, das piepst und zwitschert, und die große statuenhafte Blondine, die nur einen einzigen ihrer eisblauen Blicke braucht, um einen auf Distanz zu halten. 

Da gibt es die Blondine, die hinreißend zu einem aufschaut und ebenso hinreißend duftet und schimmert und einem am Arm hängt und die dann immer so sehr, sehr müde ist, wenn man sie heimbringt. Sie macht dauernd diesen hilflosen Eindruck und hat dauernd diese gottverdammten Kopfschmerzen, und man würde ihr am liebsten eine runterhauen, wenn man nicht heilfroh wäre, das mit den Kopfschmerzen noch rechtzeitig entdeckt zu haben, bevor man zuviel Zeit, Geld und Hoffnung in sie investiert hat. Ich weiß nicht, von wem die Übersetzung ist, aber sie ist auf jeden Fall ziemlich nah am Original (der Blondinenkatalog findet sich hier im 13. Kapitel. Und eine Erklärung für das Knopfloch auf der falschen Seite bei Humphrey Bogarts Jackett finden Sie hier).

Coole Blondinen gehören offenbar zu Philip Marlowe, ebenso wie das leicht heruntergekommene Büro, in dem wir in The Big Sleep der einzigen Erwähnung von Proust in Chandlers Romanen begegnen, wenn Vivian Regan sagt: «Well, you do get up,» she said, wrinkling her nose at the faded red settee, the two odd semi-easy chairs, the net curtains that needed laundering and the boy's size library table with the venerable magazines on it to give the place a professional touch. «I was beginning to think perhaps you worked in bed, like Marcel Proust.» «Who's he?» I put a cigarette in my mouth and stared at her. She looked a little pale and strained, but she looked like a girl who could function under a strain. «A French writer, a connoisseur in degenerates. You wouldn't know him.» «Tut, tut,» I said. «Come into my boudoir.»

Obgleich ich mich, wie gesagt, eigentlich nicht für die Übersetzungen von Chandler interessiere, weiß ich doch, dass The Big Sleep (hier im Volltext) in deutscher Übersetzung zum erstenmal bei einem kleinen Verlag in Nürnberg namens Nest Verlag erschienen war. Der Verlag hat eine gewisse Berühmtheit, weil er von Karl Anders gegründet worden war, der nach der Emigration als Korrespondent für die BBC über die Nürnberger Prozesse berichtet hatte.

Der Nest Verlag sollte ein politischer Verlag sein, der Bücher zum Thema Völkerverständigung und Vergangenheitsbewältigung druckte, aber so schön der Gedanke war, die Bücher verkauften sich nicht. Um eine finanzielle Basis für den Verlag zu haben, nahm Karl Anders Krimis ins Verlagsprogramm, das war der Beginn der Krimireihe Krähen Bücher, die sich bemühte, qualitätsvolle Krimis in guten Übersetzungen zu präsentieren. Helmut Karasek wird 2011 sagen: diese Übersetzungen können sich heute noch sehen lassen. Er weiß gar nicht, wie recht er hat. Politische Bedeutung erlangten die Krähen Bücher noch in einer nicht geahnten Weise, die Übersetzungen des Nest Verlages wanderten in die Produkte des Verlags Volk und Welt in Ostberlin, Chandler und Hammett waren in der DDR ideologisch gedultete Autoren. 

Dies hier ist der Umschlag zu der Übersetzung von Chandlers The Little Sister, 1953 in der Übersetzung von Peter Fischer erschienen (Fischer hat später noch Dashiell Hammett für Goldmann und Joseph Hayes für S. Fischer übersetzt). Die Übersetzung hielt sich lange, erschienen auch in anderen Verlagen (zum Beispiel Ullstein, die beinahe das ganze Programm vom Nest Verlag übernahmen), bis der Diogenes Verlag 1975 eine neue Übersetzung von dem berühmten Walter E. Richartz auf den Markt brachte. Im letzten Jahr hat Diogenes den Roman von Robin Detje neu übersetzen lassen, das war das, was ich in der Zeitung gelesen hatte. 

1953 erschien im Verlag von Karl Anders ein Buch, das sozusagen das begleitende Theoriewerk für die Krähen Krimis darstellte: Fritz Wölckens Der literarische Mord. Es war seine Habilitationsschrift gewesen, zehn Jahre später wurde er Ordinarius für Anglistik an der Uni München. Ich kann mir das hier jetzt einfach machen, alles, was Sie über Wölcken und sein Werk wissen sollten, steht schon in dem Post Eric Ambler. Dies ist nicht das Cover vom Nest Verlag, sondern das Cover der digitalen Neuauflage des CulturBooks Verlag aus dem Jahre 2015. Die hat ein vorzügliches Vorwort von Thomas Wörtche, und das kann ich Ihnen hier auch zur Lektüre anbieten.

Raymond Chandlers berühmtester Roman The Big Sleep wurde von Mary Brand unter dem Titel Der tiefe Schlaf übersetzt. Eine Frau namens Mary Brand wird man in einem Lexikon vergebens suchen. Wenn man den Namen bei Wikipedia eingibt, bekommt mal als erstes die Hauptkommissarin Marie Brand, gespielt von Marielle Millowitsch, angeboten. Aber die haben nichts miteinander zu tun, in Wirklichkeit war Mary Brand das Pseudonym der Übersetzerin Maria von Schweinitz, die für den Nest Verlag auch Chandlers The High Window und The Lady in the Lake übersetzte. Und vieles mehr, im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek kommt sie auf hunderte von Eintragungen. Ihre Übersetzung von The Big Sleep wurde von Ullstein bis in die siebziger Jahre nachgedruckt (eine Liste mit allen deutschen Ausgaben von Chandler finden Sie hier).

Und wenn Sie diesen Link anklicken, können Sie die angeblich besten fünfundzwanzig Cover von The Big Sleep betrachten. Dies hier ist auch dabei, mit dem Kommentar: Büchergilde Gutenberg (Germany) (2013) (Artist: Thomas M. Müller). Driving down the highway into the sunset, with a lone palm tree as witness. The cover art may be from Germany, but this guy totally gets California. Die Ausgabe der Edition Büchergilde war durchgehend von dem Designer Thomas M. Müller illustriert, alles im Stil der dreißiger Jahre. Allerdings sahen die Bücher damals anders aus, das weiß ich, weil ich inzwischen einige Erstausgaben besitze, eine hat mir die Daniela geschenkt. Für die Büchergilde Ausgabe aus dem Jahr 2013 hat man die Übersetzung von Gunar Ortlepp gewählt, der den Roman 1974 für den Diogenes Verlag übersetzt hat. Weshalb der Verlag im letzten Jahr den Roman von Frank Heibert neu übersetzen ließ, das weiß ich nicht. Und weshalb Chandlers Roman unbedingt ein Nachwort von Donna Leon bekommen musste, das weiß ich auch nicht. Chandler und Donna Leon, das geht irgendwie nicht zusammen.

Das Diogenes Lektorat rechtfertigte die neue Übersetzung mit der Aussage: So eine knappe und schnelle Sprache, wie Chandler sie hatte, gab es noch nicht im Deutschen zur Zeit der früheren Übersetzungen. Wirklich? Nehmen wir einmal einen Satz aus dem vierten Kapitel: She approached me with enough sex appeal to stampede a business men's lunch. Der lautet bei Frank Heibert: So sexy, wie sie sich auf mich zuschob, hätte sie jeden Businesslunch in eine Stampede verwandeln können. Mir gefällt das Verb zuschob nicht, und mit dem Verb stampede ist dem Übersetzer etwas durcheinandergeraten. In der ersten Übersetzung von Mary Brand klingt das etwas behäbiger: Sie näherte sich mir mit genügend Sex-Appeal, um einem Geschäftsmann den Appetit auf den Lunch zu verschlagen. Aber bei Gunar Ortlepp ist das 1974 durchaus richtig: Sie näherte sich mir mit genug Sex-Appeal, um eine ganze Aufsichtsratssitzung zu sprengen. Ich habe das Beispiel einer Besprechung der dpa entnommen, in der Heibert gegen Mary Brand ausgespielt wird, Gunar Ortlepp aber gar nicht erwähnt wird. 

Gunar Ortlepp war nicht irgendjemand, er war Kulturredakteur beim Spiegel, er kannte Arno Schmidt und hat ihn interviewt, als der Zettels Traum schrieb, und er hat The Big Sleep und Hammetts Blood Harvest für Diogenes übersetzt. Ich habe eigentlich an seiner Übersetzung von The Big Sleep, die sich hier im Volltext im Internet findet, wenig auszusetzen. Nehmen wir mal den Anfang des Romans: It was about eleven o’clock in the morning, mid October, with the sun not shining and a look of hard wet rain in the clearness of the foothills. I was wearing my powder-blue suit, with dark blue shirt, tie and display handkerchief, black brogues, black wool socks with dark blue clocks on them. I was neat, clean, shaved and sober, and I didn’t care who knew it. I was everything the well-dressed private detective ought to be. I was calling on four million dollars. 

Das klingt bei Ortlepp so: Es war gegen elf Uhr morgens, Mitte Oktober, ein Tag ohne Sonne und mit klarer Sicht auf die Vorberge, was klatschkalten Regen verhieß. Ich trug meinen kobaltblauen Anzug mit dunkelblauem Hemd, Schlips und Brusttaschentuch, schwarze Sportschuhe und schwarze Wollsocken mit dunkelblauem Muster. Ich war scharf rasiert, sauber und nüchtern – egal nun, ob’s einer merkte. Ich war haargenau das Bild vom gut gekleideten Privatdetektiv. Ich wurde von vier Millionen Dollar erwartet. 

Heiberts Übersetzung aus dem Jahre 2019 bietet folgenden Text: Es war gegen elf Uhr vormittags, Mitte Oktober, keine Sonne am Himmel, und die klare Luft am Fuß der Berge sah nach hartem, nassem Regen aus. Ich trug meinen taubenblauen Anzug mit dunkelblauem Hemd, Schlips und Einstecktuch, schwarze Budapester und schwarze Wollstrümpfe mit dunkelblauem Uhrenmuster. Ich war sauber, rasiert, korrekt und nüchtern, egal, wer das merkte. Ich war hundert Prozent der gutangezogene Privatdetektiv. Ich hatte einen Termin mit vier Millionen Dollar. Ist das wirklich besser? Musste das sein? Gut, taubenblau ist wohl besser als kobaltblau (bei Mary Brand trägt der Detektiv einen pulverblauen Rock), das Einstecktuch ist besser als das Brusttaschenbuch. Aber dafür hat der Übersetzer große Schwierigkeiten mit den Hollywood Foothills und so etwas Geniales wie klatschkalter Regen gelingt ihm nicht.

Der Übersetzer Frank Heibert (wer hat ihm bloß diese Klamotten ausgesucht?) liest bei YouTube seine Übersetzung vor, die Videos wurden vom Verlag ins Netz gestellt. Mit dem Kommentar: Der Start der großen Neuedition! Über die Neuedition konnte man lesen: Der Schweizer Diogenes Verlag gibt die Krimis um den abgewrackten Detektiv Philip-Marlowe so nach und nach in einer Sprache heraus, die dem Heute entspricht. Eine Sprache, die dem Heute entspricht, solche Sätze lese ich zu gerne. Der Diogenes Verlag zitiert auf der Seite zu dem Buch einige Rezensionen: Frank Heibert macht den Oldtimer zu einem Genuss für alle, denen ein paar Erschossene nicht die Freude an guter Literatur nehmen – besser als jeder Tatort! Das findet sich in der Hessischen Allgemeinen. Noch tiefsinniger ist Sex, Drugs und doppelte Spielchen, herrlich! von dem Wiener Lifestyle Magazin Woman. Offenbar ist das Feuilleton der Zeit oder der Süddeutschen sehr zurückhaltend gegenüber den Neuübersetzungen, sodaß man schon auf solche Rezensionen zurückgreifen muss.

Der Diogenes Verlag, der vor wenigen Jahren die Rechte an seinem Autor Georges Simenon an einen anderen Schweizer Verlag verloren hat, macht jetzt mit zwei Neuübersetzungen Anstrengungen, wieder in das Geschäft mit der Kriminalliteratur zu kommen, Simenon hatte sich ja sechzig Millionen mal verkauft. Jetzt heißt es über Chandler: Start der großen Neuedition. Die Philip-Marlowe-Romane von preisgekrönten Übersetzern und mit Nachworten von berühmten Chandler-Fans wie Donna Leon, Michael Connelly, Clemens Meyer und Rainer Moritz. Der Verlag wäre besser beraten, aus den vorhandenen Titeln mal die richtigen Luschen auszusortieren. Sätze wie Chandlers Romane sind haarsträubend übersetzt ... Ein bisschen mehr Pflege könnte dieser Klassiker gebrauchen, kann man immer wieder lesen. Ein Beispiel wäre Hans Wollschlägers Übersetzung von The Long Goodbye (das hier sind Nina van Pallandt und Elliott Gould in der Verfilmung von 1973), für die die Rezensenten bestenfalls das Wort hölzern fanden. 

Wenn man Joyces Ulysses übersetzt, garantiert das nicht, dass man auch Chandler übersetzen kann. Wollschläger schafft es, das schöne Wort unputdownable mit unwiderleglich zu übersetzen, und people that hold up a liquor store werden bei ihm Leute, die einen Schnapsladen betreiben. Da kann man dann auch (in Mord im Regen) einen Longdrink mit einem langen Drink übersetzen. Als Wollschläger die Briefe von Chandler übersetzte, wurde seine Übersetzung im Spiegel von Martin Compart wunderbar auseinandergenommen. Viele Leser begrüßten Comparts vernichtende Kritik, so konnte man in den Leserbriefen lesen: Die Enttarnung des Starübersetzers Wollschläger war überfällig, oder: Ich bin seit den fünfziger Jahren Chandler-Fan und habe Hans Wollschläger immer für den schlechtesten Übersetzer gehalten, da er offenbar weder die englische noch die deutsche Sprache beherrscht und es fertigbringt, mit seinem holprigen Deutsch noch aus Chandler einen Langweiler zu machen.

Noch furchtbarer war die Übersetzung von The Lady in the Lake durch Helmut Karasek. In der Fachzeitschrift Der Übersetzer fand sich 1987 ein Verriss, der mit den Worten endete: Daß die Übersetzung so ist, hat der Übersetzer zu verantworten. Daß sie erschienen ist, geht aufs Konto des Diogenes Verlags, und dieser muß sich sagen lassen: Es ist unanständig, solchen Schrott als Literatur unter die Leute zu bringen. Dieser Roman – er ist einer von Chandlers besten – muß noch einmal neu übersetzt werden, aber diesmal bitte ins Deutsche. Karasek wird allen Chandler Fans dafür in Erinnerung bleiben, weil er you darn fool mit Sie zusammengeflickter Narr übersetzt hat.

Fritz Wölcken wollte mit seinem Buch im Nest Verlag den Kriminalroman aus der Gosse holen und zeigen, dass er zur Literatur gehört. Die Einsicht, dass Kriminalromane richtige Literatur sein können, hatte es schwer, sich durchzusetzen. It doesn't matter a damn what a novel is about, that the only fiction of any moment in any age is that which does magic with words, hat Chandler geschrieben, und diese Magie mit Worten, die kann er immer wieder herbeizaubern. Er hat in einem Brief kurz vor seinem Tod gesagt: To accept a mediocre form and make something like literature out of it is in itself rather an accomplishment. Er hätte bessere Übersetzer verdient als Wollschläger, Karasek und Heibert.

Einer meiner ersten Aufsätze, den ich als junger Literaturwissenschaftler bei einer seriösen literaturwissenschaftlichen Zeitschrift einreichte, verstörte die Redaktion damals sehr. Der Schriftsteller Raymond Chandler galt den Herren als nicht literaturwürdig. Wir waren in Deutschland weit hinter den Franzosen zurück, André Gide hatte aus seiner Bewunderung für Dashiell Hammett nie einen Hehl gemacht, und die Existentialisten waren von den tough guy writers hin und weg. Muss ich noch sagen, dass Camus' Roman L'étranger auf James Mallahan Cains The Postman always rings twice basiert? Aber nach langem Hin und Her hat die Redaktion den Artikel über Chandler angenommen und gedruckt. Das war vor beinahe fünfzig Jahren eine Sensation, heute würde jede Redaktion einer literarischen Zeitschrift einen Chandler Artikel von mir mit Kusshand nehmen, meine Leser kriegen das natürlich hier umsonst. 

Es gibt viel Chandler in diesem Blog. Das begann im Februar 2010 mit dem Post Ritter, dem im Juli 2010 der Post Raymond Chandler folgte. Und dann noch mehr. Das Beste, was ich zu Chandler schrieb, steht in dem Post Raymond Thornton Chandler. In dem es auch als Schmankerl eine kleine Verfilmung von Chandlers Kurzgeschichte I'll be Waiting mit Marg Helgenberger als Eve Cressy zu sehen gibt.

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