Freitag, 22. April 2022

sweatshirts

Ich habe das hier schon mal gesagt, dass meine Bekleidung beim Schreiben aus gelben Chinos, einem italienischen Luxushemd und Sweatshirts besteht. Ich habe immer Sweatshirts getragen, früher beim Sport, beim Jogging und beim Hallentennis. Ich habe mit der Zeit ein halbes Dutzend Sweatshirts angehäuft, aber gute Sweatshirts sind schwer zu bekommen. Kapuzenshirts, die Hoodies heißen (Standardkleidung für Bankräuber) massenhaft. Richtig gute Sweatshirts aus Baumwolle eher selten, die aus Fleece und Polyester sind keine Mangelware. Viele kleine Firmen, die früher Qualitätsware herstellten, sind untergegangen oder unbezahlbar geworden. Ich weiß nicht, weshalb Stone Island so teuer geworden ist. Wahrscheinlich, weil die englischen Hooligans das inzwischen tragen. Man ist ja immer auf der Suche. Nach den schönsten Frauen, nach den besten Jeans, nach dem besten Oberhemd, nach den guten Sweatshirts. Letztens fand ich eins von Christian Dior bei ebay, dreißig Euro, neu und ungetragen. Ist 'ne Fälschung, sagten meine Freunde. Warten wir es ab, sagte ich. Ich machte mich im Internet schlau, was diese Dinger so kosten. Ich konnte es kaum glauben, dass ein Sweatshirt mit dem Aufdruck Christian Dior Atelier 1.200 Euro kosten soll. 

Das Sweatshirt kam an, es war neu, und es passte gut. Aber es hatte kein Christian Dior Etikett. Doch es besaß eine Handvoll eingenähter Etiketten, die auf eine ganz andere Firma verwiesen, die Staff International heißt. Das ist eine Firmentochter eines kleinen Luxuskonzerns mit dem Namen OTB. Steht für Only the Best. OTB hieß früher einmal Only the Brave; damals als Renzo Russo seine Jeansmarke Diesel gründete, die ihn zum Millionär machte. Und in den letzten zwanzig Jahren hat er sich noch ein paar Firmen dazugekauft.  Maison Margiela, Marni, Amiri und Viktor & Rolf. Im letzten Jahr hieß der Neukauf Jil Sander, und Russo hat angedeutet, dass er noch andere Firmen kaufen wird. Beteiligungen an anderen Firmen wie zum Beispiel John Galliano, DsquaredN21 und Trussardi hat er schon genug. Und offenbar hat er, wie ein Etikett im Sweatshirt ausweist, auch einmal eine Dior Lizenz gehabt. Vielleicht macht er auch die anderen mit den echten Christian Dior Etiketten, die Hoodies von Mike Amiri, die er herstellt, kosten auch über 1.000 Euro.

Es ist schwer, bei ebay ein gutes Sweatshirt zu finden, noch schwerer ist es, ein Gedicht mit Sweatshirts zu finden. Ich habe ein Gedicht von John Updike, in dem auf jeden Fall das Wort Sweatshirt drin vorkommt. Updike war schon häufig in diesem Blog, zuerst in dem Post Nationalstolz, dann in John Updike und zuletzt in Hopper is saying, I am Vermeer. Das Gedicht heute heißt Flight into Limbo, er hat es beim Warten auf sein Flugzeug im John F. Kennedy Flughafen geschrieben. Im Schwebezustand, in limbo, auf seinen Flug wartend. Flugzeuge waren für ihn der ideale Ort zum Schreiben: writing in airplanes is a great poetry-writing time. Er hatte die erste Fassung auf seiner Bordkarte geschrieben, die aber im Flugzeug liegengelassen. Aber US Airways hat die Karte gefunden und ihm zugeschickt. Sonst hätten wir dies Gedicht nicht:

Flight to Limbo

(At What Used to Be Called Idlewild)

The line didn’t move, though there were not
many people in it. In a half-hearted light
the lone agent dealt patiently, noiselessly, endlessly
with a large dazed family ranging
from twin toddlers in strollers to an old lady
in a bent wheelchair. Their baggage
was all in cardboard boxes. The plane was delayed,
the rumor went through the line. We shrugged,
in our hopeless overcoats. Aviation
had never seemed a very natural idea.

Bored children floated with faces drained of blood.
The girls in the tax-free shops stood frozen
amid promises of a beautiful life abroad.
Louis Armstrong sang in some upper corner,
a trickle of ignored joy.
Outside, in an unintelligible darkness
that stretched to include the rubies of strip malls,
winged behemoths prowled looking for the gates
where they could bury their koala-bear noses
and suck our dimming dynamos dry.

Boys in floppy sweatshirts and backward hats
slapped their feet ostentatiously
while security attendants giggled
and the voice of a misplaced angel melodiously
parroted FAA regulations. Women in saris
and kimonos dragged, as their penance, behind them
toddlers clutching Occidental teddy bears,
and chair legs screeched in the food court
while ill-paid wraiths mopped circles of night
into the motionless floor.


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