Er wäre heute siebzig Jahre alt geworden, aber er ist schon lange tot. Andere, die damals auch Protest Songs geschrieben haben, leben noch. Wie zum Beispiel Tom Paxton. Der hat dieses Lied mit dem schönen Refrain geschrieben:
Lyndon Johnson told the nation,
Have no fear of escalation
I am trying everyone to please
Though it isn't really war,
we're sending fifty thousand more
To help save Vietnam from Vietnamese.
Und aus den fifty thousand wurden im Refrain zu jeder Strophe mehr, wie auch im wirklichen Leben. Das Lied ist immer noch aktuell. Ich hatte immer geglaubt, dass Phil Ochs das geschrieben hat, und es ist mir auch furchtbar peinlich gewesen, dass ich gestern lesen musste, dass es gar nicht von ihm ist. So kommt man mit Irrtümern durchs Leben. Aber es hätte natürlich genau so gut von ihm sein können, hätte einer seiner topical songs (wie er seine Lieder nannte) sein können. Und der einmal über diese Songs gesagt hat: A protest song is a song that's so specific that you cannot mistake it for bullshit.
I dreamed I saw Phil Ochs last night
alive as you or me
says I to Phil "You're ten years dead"
"I never died' says he
"I never died" says he
the music business killed you Phil
they ignored the things you said
and cast you out when fashions changed
says Phil "but I ain't dead"
says Phil "but I ain't dead"
the FBI harassed you Phil
they smeared you with their lies
says he "but they could never kill
what they could not compromise
I never compromised"
"though fashion's changed and critics sneered
the songs that I have sung
are just as true tonight as then
the struggle carries on
the struggle carries on
with the song of freedom rings out loud
from valleys and from hills
where people stand up for their rights
Phil Ochs is with us still
Phil Ochs inspires us still.
Das ist natürlich auch nicht von Phil Ochs, das ist von Billy Bragg, das Lied beschreibt aber Phil Ochs sehr schön. Er hat in den sechziger Jahren einen großen Einfluss gehabt. Ist sogar einmal in Deutschland aufgetreten, in der Burg Waldeck, wo unsere eigene Bewegung von Liedermachern und Protest Songs anfing. Sogar im sozialistischen Bruderstaat gab es ein wenig davon. Das weiß ich, weil ich mal auf einer Tagung war, wo uns ein Referent stundenlang DDR Songs vorgespielt hat. Ich habe davon wenig behalten, außer einem frechen Lied, das den Aufstieg eines jungen Mädchens im sozialistischen Alltag beschrieb und den Refrain hatte Denn sie wollte immer einen von der Universität, wenn's geht, wenn's geht. Das Beste an der Tagung waren aber nicht die DDR Lieder, sondern Klaus Wellershaus vom NDR. Der war gerade ein Jahr in San Francisco gewesen. Wir haben mit vier Mann Kisten von Langspielplatten aus seinem alten VW Käfer geschleppt, und wussten am Abend beinahe alles über die neue Musik, die jetzt aus Amerika kam. Das war definitiv etwas anderes als die Drei Peheiros, falls Sie sich noch an so unsterbliche Titel wie Waschen ist zum Waschen da erinnern sollten.
Damals hatten die Platten selten eine Textbeilage. Man musste eine Platte wieder und wieder spielen, um den Text eines Songs zu lernen. War eine bessere Übung als vieles im Englischunterricht. Allerdings sangen die Amerikaner nicht das vornehme Englisch, das unser Englischlehrer sprach, und dem gefiel auch gar nicht, was wir uns an Akzenten so angewöhnten. Es natürlich eine der Segnungen des Internets, dass man heute an beinahe alle Songtexte herankommt, die man damals nicht richtig verstanden hat. Und man kann heute natürlich dankbar sein für die vielen guten Phil Ochs Seiten im Net. Auf dieser hier kann man die Texte all seiner Songs finden.
Vieles von ihm kann man heute noch kaufen. Vieles hat auch nichts von seiner Aktualität verloren. Before the days of television and mass media, the folksinger was often a traveling newspaper spreading tales through music. There is an urgent need for Americans to look deeply into themselves and their actions, and musical poetry is perhaps the most effective mirror available. Every newspaper headline is a potential song, hat Phil Ochs einmal gesagt. Und das ist seine Rolle gewesen, da ist er ein legitimer Nachfahre von Woody Guthrie gewesen.
Falls Sie aus irgendeinem Grund Phil Ochs und die Sixties verpasst haben sollten, hätte ich noch zwei Buchempfehlungen für Sie. Beide sind out of print, aber man kann sie bei Amazon Marketplace noch leicht finden. Beide sind in ihrer Art schon kleine Klassiker der Popular Culture und des Protest Songs. Das erste ist David Pichaskes A Generation in Motion: Popular Music and Culture in the Sixties, ich kann es unbedingt empfehlen. Als es 1979 erschien, war es revolutionär, weil sich damals nur wenige ernsthaft mit der Pop Music beschäftigten. Es ist heute noch immer gut. Die zweite Empfehlung ist Victor Grossmann If I had a Song. Eine Geschichte des amerikanischen Lieds, geschrieben in der DDR. Von einem Autor, der als amerikanischer Soldat in der McCarthy in die DDR (of all places!) geflohen war. Das ist natürlich ideologisch voreingenommen, aber dennoch immens lesenswert (wie auch die Autobiographie des Autors).
Und ich drehe jetzt mal die Phil Ochs Platte um. So schön Platten sind, aber da haben CDs einfach einen Vorteil. Natürlich kann man Phil Ochs auch auf CD bekommen, aber ich dachte mir heute morgen, dass das Knistern und Knacken im Hintergrund beim Schreiben die Sixties besser herbei beschwört als der klinisch kalte Klang des CD Players.
the struggle carries on
with the song of freedom rings out loud
from valleys and from hills
where people stand up for their rights
Phil Ochs is with us still
Phil Ochs inspires us still.
Das ist natürlich auch nicht von Phil Ochs, das ist von Billy Bragg, das Lied beschreibt aber Phil Ochs sehr schön. Er hat in den sechziger Jahren einen großen Einfluss gehabt. Ist sogar einmal in Deutschland aufgetreten, in der Burg Waldeck, wo unsere eigene Bewegung von Liedermachern und Protest Songs anfing. Sogar im sozialistischen Bruderstaat gab es ein wenig davon. Das weiß ich, weil ich mal auf einer Tagung war, wo uns ein Referent stundenlang DDR Songs vorgespielt hat. Ich habe davon wenig behalten, außer einem frechen Lied, das den Aufstieg eines jungen Mädchens im sozialistischen Alltag beschrieb und den Refrain hatte Denn sie wollte immer einen von der Universität, wenn's geht, wenn's geht. Das Beste an der Tagung waren aber nicht die DDR Lieder, sondern Klaus Wellershaus vom NDR. Der war gerade ein Jahr in San Francisco gewesen. Wir haben mit vier Mann Kisten von Langspielplatten aus seinem alten VW Käfer geschleppt, und wussten am Abend beinahe alles über die neue Musik, die jetzt aus Amerika kam. Das war definitiv etwas anderes als die Drei Peheiros, falls Sie sich noch an so unsterbliche Titel wie Waschen ist zum Waschen da erinnern sollten.
Damals hatten die Platten selten eine Textbeilage. Man musste eine Platte wieder und wieder spielen, um den Text eines Songs zu lernen. War eine bessere Übung als vieles im Englischunterricht. Allerdings sangen die Amerikaner nicht das vornehme Englisch, das unser Englischlehrer sprach, und dem gefiel auch gar nicht, was wir uns an Akzenten so angewöhnten. Es natürlich eine der Segnungen des Internets, dass man heute an beinahe alle Songtexte herankommt, die man damals nicht richtig verstanden hat. Und man kann heute natürlich dankbar sein für die vielen guten Phil Ochs Seiten im Net. Auf dieser hier kann man die Texte all seiner Songs finden.
Falls Sie aus irgendeinem Grund Phil Ochs und die Sixties verpasst haben sollten, hätte ich noch zwei Buchempfehlungen für Sie. Beide sind out of print, aber man kann sie bei Amazon Marketplace noch leicht finden. Beide sind in ihrer Art schon kleine Klassiker der Popular Culture und des Protest Songs. Das erste ist David Pichaskes A Generation in Motion: Popular Music and Culture in the Sixties, ich kann es unbedingt empfehlen. Als es 1979 erschien, war es revolutionär, weil sich damals nur wenige ernsthaft mit der Pop Music beschäftigten. Es ist heute noch immer gut. Die zweite Empfehlung ist Victor Grossmann If I had a Song. Eine Geschichte des amerikanischen Lieds, geschrieben in der DDR. Von einem Autor, der als amerikanischer Soldat in der McCarthy in die DDR (of all places!) geflohen war. Das ist natürlich ideologisch voreingenommen, aber dennoch immens lesenswert (wie auch die Autobiographie des Autors).
Und ich drehe jetzt mal die Phil Ochs Platte um. So schön Platten sind, aber da haben CDs einfach einen Vorteil. Natürlich kann man Phil Ochs auch auf CD bekommen, aber ich dachte mir heute morgen, dass das Knistern und Knacken im Hintergrund beim Schreiben die Sixties besser herbei beschwört als der klinisch kalte Klang des CD Players.
Und vielen Dank all denen, die mir per E-Mail mitgeteilt haben, dass die Basis von Billy Braggs Lied natürlich das Lied von "Joe Hill" ist. Georg hat sogar eine Version vorbei geschickt, wo sein Freund Rüdiger das gesungen hat (und gar nicht schlecht). Ja, jetzt ist es mir auch wieder eingefallen, dass Pete Seeger und Joan Baez es gesungen haben.
AntwortenLöschen