Samstag, 28. April 2012

Francis Bacon


Also, mein Lieblingsmaler ist er nicht gerade, dieser Francis Bacon, der heute vor dreißig Jahren starb. Ich weiß zwar, dass er ein bedeutender moderner Maler ist, aber mein Lieblingsmaler ist er, wie gesagt, nicht. Lucian Freud kann ich noch gerade ertragen, aber dann hört es bei mir auch schon auf. Bei der Gabi ist das ganz anders, die mag Francis Bacon. Gabi hat Kunst studiert und kann auch malen. Irgendwann hatte sie die Idee, einen kleinen Film über die Bilder von Francis Bacon zu drehen. Hat sich im Ministerium Gelder aus dem Topf der Frauenförderung besorgt, mehrere Freunde als Schauspieler verpflichtet und dann diesen Film gedreht: Oil on Canvas. Ich weiß nicht mal, ob sie sich ein Drehbuch geschrieben und ein ➱storyboard gezeichnet hat, aber ich bin mir sicher, dass sie den Film im Kopf hatte, als sie anfing zu drehen.

Oil on Canvas Land: Deutschland 1996 Regie: Gabi Thies Laufzeit: 10 Min. Inhalt: Die Bilder des Malers Francis Bacon beeindrucken nachhaltig die Psyche einer Frau. Ihr alltägliches Leben entgleist zunehmend. Realität und Vorstellung vermischen sich und lassen die Frau in die Welt von Francis Bacon eintauchen. So steht es auf einer Seite der Hansestadt Lübeck, weil da der Film auf dem alljährlichen Filmfestival gezeigt wurde. Leider als letzter irgendwann in der Nacht. Hätte ich lange für wachbleiben müssen, um dann meinen Namen auf der Leinwand zu sehen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich längst im Bett lag. Weil ich gar nicht bei der Premiere war, ich hatte ja längst eine VHS Fassung von Gabi.

Dass mein Name kurz über die Leinwand flackerte, kommt daher, dass Gabi mir dankt. Ich bin nicht der einzige, und mein Anteil an dem Film ist klein. Als Gabi den Film fertig hatte, ist sie mit einer VHS Cassette (ja, so etwas gab es mal) zu mir gekommen, damit ich mir den anschaue. Habe ich natürlich getan. Plötzlich fiel mir auf: da ist kein einziger Schnitt im Film. Da konnte auch keiner sein, weil Gabi noch nie etwas von der invisible art des editing gehört hatte, sie hatte alles hintereinander weg gedreht. So wie es in den Anfangstagen des Kinos mal gewesen ist. Gabi kam um einen kleinen Vortrag über all das, was im cutting room geschieht, nicht herum. Ich bin berühmt für meine kleinen Vorträge. Sie ahnen das schon.

Denn erst durch den Schnitt wird das gedrehte Material zum Film, man rühmt immer die Regisseure, man redet selten über die Leute, die den Schnitt machen. Wenn André Bazin über John Fords Stagecoach sagt: Stagecoach (1939) is the ideal example of the maturity of a style brought to classic perfection. . . . Stagecoach is like a wheel, so perfectly made that it remains in equilibrium on its axis in any position, dann hätte er besser erwähnen sollen, dass diese Perfektion einen Namen hat. Und das ist nicht John Ford, das ist ➱Dorothy Spencer.

Den Rest des Tages haben wir vorm Fernseher gelegen, jeder hatte ein Leitz Schreibbrett und massenhaft Konzeptpapier. Und dann haben wir den Film Millimeter für Millimeter analysiert und festgelegt, wo man was schneiden könnte und was man als Montage einfügen sollte. Und dann ist die Gabi zu ➱Kurt Denzers AG Film und hat sich einen von den Jungfilmern gegriffen, die da immer sind, und zusammen mit dem (der natürlich größeres Lob verdient als ich) haben sie am Schneidetisch das Endprodukt Oil on Canvas gestaltet. Wenn die Gabi, die den Kopf voller kreativer Ideen hat, etwas machen will, dann kriegt sie das auch hin. Ich kann jetzt nur hoffen, dass sie den Film mal bei YouTube einstellt.

Natürlich habe ich heute auch ein Gedicht, was wäre passender als ein Gedicht von Francis Bacon zu nehmen? Nein, nicht von dem Maler. Von seinem berühmten Namensvetter, dem Baron von Verulam und Viscount St Albans. Mit dem der Maler Francis Bacon irgendwie verwandt ist, das hat auf jeden Fall sein Vater Edward Anthony Mortimer Bacon immer behauptet. Und deshalb seinen Sohn Francis genannt. Und so haben wir heute zwei berühmte Francis Bacons. Die allerdings keinerlei Gemeinsamkeiten haben. Allerdings hat es in der Familie des Philosophen schon mal einen Maler gegeben, der Nathaniel Bacon hieß. Aber dieser Sir Nathaniel Bacon malte nur zu seinem Vergnügen, nicht um uns all den Schrecken der Welt vors Auge zu führen.

The life of man

The world’s a bubble; and the life of man less than a span.
In his conception wretched; from the womb so to the tomb:
Curst from the cradle, and brought up to years, with cares and fears.
Who then to frail mortality shall trust,
But limns the water, or but writes in dust.
Yet, since with sorrow here we live oppress’d, what life is best?
Courts are but only superficial schools to dandle fools:
The rural parts are turn’d into a den of savage men:
And where’s a city from all vice so free,
But may be term’d the worst of all the three?

Domestic cares afflict the husband’s bed, or pains his head:
Those that live single, take it for a curse, or do things worse:
Some would have children; those that have them none; or wish them gone.
What is it then to have no wife, but single thralldom or a double strife?
Our own affections still at home to please, is a disease:
To cross the sea to any foreign soil, perils and toil:
Wars with their noise affright us: when they cease,
W’ are worse in peace:
What then remains, but that we still should cry,
Not to be born, or being born, to die.

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