Der heutige Tag ist in den USA der Tag der Marine, heute vor 250 Jahren wurde sie gegründet. Das hat Donald Trump in der ihm eigenen pompösen Sprache so angeordnet: NOW, THEREFORE, I, DONALD J. TRUMP, President of the United States of America, by virtue of the authority vested in me by the Constitution and the laws of the United States, do hereby proclaim October 13, 2025, as a day to commemorate the founding of the United States Navy with appropriate ceremonies and programs. I call upon all Americans to honor the Navy’s rich heritage, and the patriotism of all who have served.
IN WITNESS WHEREOF, I have hereunto set my hand this tenth day of October, in the year of our Lord two thousand twenty-five, and of the Independence of the United States of America the two
hundred and fiftieth. DONALD J. TRUMP
Aber kann das stimmen? Rechnen wir mal eben zurück auf den 13. Oktober 1775. Wie soll es hier eine United States Navy geben, wo es überhaupt noch keine United States gibt? Das sind da alles noch englische Kolonien. Man ist offenbar etwas großzügig mit der Zeitrechnung. Wenn 1775 eine Navy gegründet wird, dann ist das die Continental Navy, nicht die US Navy. Die Continental Navy wird 1785 aufgelöst, die restlichen Schiffe, die noch nicht von der Royal Navy versenkt wurden, werden verkauft. So wie man 1852 die deutsche Reichsflotte verkauft.
Aber es ist dem gerade entstehenden neuen Staat schon klar, dass man eine Flotte brauchen wird. It follows then as certain as that night succeeds the day, that without a Decisive Naval force we can do nothing definitive, and with it every thing honourable and glorious schreibt George Washington (dessen Landsitz den Namens eines Admirals trägt) im November 1781 an →Lafayette. Diese Überzeugung hat er durch die Seeschlacht der Chesapeake Bay gewonnen, die wenige Monate zuvor stattfand. The Battle of Chesapeake Bay was one of the decisive battles of the world. Before it, the creation of the United States of America was possible; after it, it was certain, schreibt der Historiker Michael Lewis in The History of the British Navy. Nach der Auflösung der Continental Navy wird die United States Navy am 27. März 1794 offiziell begründet. Für die 250 Jahresfeier müsste man da noch etwas warten.
Dieses Bild zeigt die
Andrew Doria, benannt nach dem italienischen Seehelden
Andrea Doria. Das war das erste Schiff, dessen Flagge von einer anderen Nation anerkannt wurde. Das können wir in Barbara Tuchmans Buch
The First Salute (
Der erste Salut) lesen. Dass der 13. Oktober 1775 der Tag der Gründung der Flotte ist, hat der US Congress im Jahre 1971 beschlossen. Weil es an diesem Tag im
Continental Congress in Philadelphia einen Beschluss gab:
Resolved, That a swift sailing vessel, to carry ten carriage guns, and proportionate number of swivels, with eighty men, be fitted with all possible dispatch, for a cruise of three months . . . That a[nother] Committee of three be appointed to prepare an estimate for expence, and lay the same before Congress, and to contract with proper persons to fit out the vessel . . . That another vessel be fitted out for the same purposes [and] a committee [be] appointed to bring in regulations for [a] navy. Bis zum Jahr 1972, als der Admiral
Elmo Zumwalt den Geburtstag verkündete, hatte es nur einen
→Navy Day am 27. Oktober (dem Geburtstag von Präsident Theodore Roosevelt) gegeben.
Donald Trump benutzt wie seine Vorgänger einen
Schreibtisch, der etwas mit der Marine zu tun hat, aber er hat kein besonderes Verhältnis zur Marine. Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit hat er
Linda Fagan entlassen, die einzige Frau der Coast Guard, die einen Admiralsrang hatte. Sie war ihm zu
woke. Einen Tag später entließ er den Generalstabschef
Charles Quinton Brown, weil der wie Fagan für
Diversity, Equity and Inclusion eingetreten war.

Kurz danach verloren auch
Lisa Franchetti und
Shoshana Chatfield ihren Admiralsrang. 2016 hat man mal einen
Admiral gefeuert, weil er angeblich Pornos auf seinem Dienstcomputer geguckt hatte, das war nun etwas anderes. Die →
Entlassungen gehen weiter, mehr als ein Dutzend Admiräle und Generäle hat Trump schon gefeuert. Und sein
Kriegsminister wird schon dafür sorgen, dass es keine Frauen mehr in der US Navy gibt.
Under President Trump, we are putting in place new leadership that will focus our military on its core mission of deterring, fighting and winning wars, hat Hegseth verkündet. Mit Bildern wie diesem von
Joe de Mers konnte die
US Navy 1951 junge Frauen anwerben, unter einem Kriegsminister wie →
Pete Hegseth wird ihr das nicht mehr gelingen.

Den
250. Geburtstag der Flotte hat Trump schon vorzeitig gefeiert, wie man auf diesem
✺Video sehen kann (die ganze
✺Rede ist hier, wenn Sie sich das antun wollen). Er tritt da mit seiner selbstgewählten schmalzigen Hymne
✺God Bless The USA auf, das ist ein Countrysong,
✺Anchors Away wäre passender gewesen. Die beste Zusammenfassung dieses peinlichen Auftritts können Sie bei
→Mary Geddry lesen.
Jimmy Carter war Marineoffizier gewesen. Beinahe alle amerikanischen →
Präsidenten in der Zeit von 1961 bis 1993 waren bei der US Navy. Aber das ist schon Geschichte, und zur Geschichte und der Wahrung von Traditionen hat Donald Trump nun überhaupt kein Verhältnis. Trump wird auch die berühmtesten Seehelden der Navy wie
John Paul Jones und
Stephen Decatur nicht kennen, und wird auch nicht wissen, dass der Regisseur
John Ford ein Admiral war.

Vielleicht feiert die US Navy heute auch ihren berühmtesten Midshipman, der am 20. Februar 1808 seinen Eid ablegte:
I, James Cooper—having been appointed a Midshipman in the Navy of the United States—do solemnly swear to bear true allegiance to the United States of America, and to serve them honestly and faithfully against all their enemies or opposers whomsoever; and to observe and obey the orders of the President of the United States of America, and the orders of the officers appointed over me, and in all things to conform myself to the rules and regulations which now are or hereafter may be directed, and to the articles of war which may be enacted by Congress, for the better government of the navy of the United States, and that I will support the constitution of the United States. Er wird nur zweieinhalb Jahre bei der Navy sein, bleibt ihr aber sein Leben lang verbunden. Und schreibt im Alter
→The History of the Navy of the United States of America (1839).

Ich werde heute zur Feier des Tages ein T-Shirt tragen, denn dieses
Kleidungsstück wurde für die US Navy erfunden. Die Feierlichkeiten in den USA sind heute allerdings etwas gedämpft, denn es herrscht der
shutdown. Aber die Matrosen sollen trotzdem ihr Gehalt bekommen.
Als Oberbefehlshaber weise ich unseren Verteidigungsminister Pete Hegseth an, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, damit unsere Truppen am 15. Oktober ihren Sold erhalten, schreibt Trump auf seiner Plattform
Truth Social, die in Wirklichkeit
Lies Anti-Social heißt. Man nimmt dass Geld erst einmal aus dem Etat für Forschung und Entwicklung. Wofür braucht man überhaupt diesen Etat? Da gilt doch immer noch der Satz:
If you think education is expensive, try ignorance.
Noch mehr Navy und Admiräle (ohne den
Opel Admiral) in den Posts:
Chesapeake Bay,
Stephen Decatur.
Admiral Thomas Cochrane,
Admiral John Byng,
Admiral John Jervis,
Invasion,
Jean-Baptiste Kléber,
18th century: Fashion,
Hoya,
Nelsons Orden,
Horatio Nelson,
Eisbären,
William Beckford,
Larcum Kendalls K2,
Marinechronometer.
Bounty,
St Helena,
Intertextualität,
Gregory Peck,
Robert FitzRoy.
Hellas, hélas,
Admiral Brommy,
CSS Hunley,
Havanna,
Bunga Bunga,
Schnellboote,
Minen,
Rum,
Unsere Marine,
Max Oertz,
Colani,
Bundesmarine,
Gorch Fock,
Willy Stöwer,
Reichsflotte,
Samuel Pepys,
das Blaue Band,
Kellerfund,
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