Sonntag, 25. Oktober 2020

Viveca Lindfors


Sie hatte Erfolge im Theater von Stockholm als sie ganz jung war. Mit fünfundzwanzig ging sie nach Hollywoood, aber im Gegensatz zu Greta Garbo und Ingrid Bergman ist die Schwedin Viveca Lindfors (die heute vor fünfundzwanzig Jahren starb) nicht so richtig berühmt geworden. Sie kehrte immer wieder zum Theater zurück; für ihre Bemühungen, Strindberg auf die Bühnen des Broadway zu bringen, verlieh ihr der schwedische König 1972 den Wasaorden. 1976 hatte sie mit ihrer Soloshow I Am Woman, mit der sie auf Tour ging, großen Erfolg. Die Los Angeles Times schrieb: She retains a magical, casually battered and untended beauty. When she smiles, the world lights up. There is strength, but also tenderness in the sculptured, kittenish face. Grit, hauteur and dignity are all part of the svelte persona. This is a woman telling us she’s been through it all and, my dear, she’s still here. Zwei Jahre später gab ihr Robert Altman eine Rolle in A Wedding, den Film habe ich hier leider nur in einer schlechten Qualität.

Sie war ein wildes Ding gewesen: she seemed to enjoy her image as a promiscuous temptress, schrieb eine Zeitung nach ihrem Tod. 1975 sagte Viveca Lindfors in einem Interview: I was wild. I was ahead of my time in feeling sexual liberation. I married my first husband because the gossips said no man would ever want to marry anyone as promiscuous as I was. Nach einem Jahr war sie von ihrem ersten Mann wieder geschieden, aber mit dem Regisseur George Tabori war sie achtzehn Jahre glücklich verheiratet.

Fünfzig Jahre auf der Bühne und vor der Kamera, mehr als hundert Filme, aber nicht annähernd so berühmt wie Garbo oder Bergman. Es war sicher ein klein wenig doof von ihr, dass sie dem Magazin Life 1949 sagte , wie unglücklich sie in Hollywood sei. The Sad Short Story of Viveca Lindfors titelte das Magazin daraufhin, das las man bei den Warner Bros nicht gerne. Aber es blieb keine Short Story, Hollywood und Viveca wurde ein Roman. Das Studio warf die Schwedin, die noch große Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hatte, nicht raus, sondern ließ sie in Night Unto Night neben Ronald Reagan spielen.

Ihr Agent hatte ihr geraten, diese Rolle nicht anzunehmen: My agent said, ‘I’m not sure he’s good enough,’ Ronnie was not a big star. He didn’t carry enough weight. To think that the guy became President is really kind of funny. Den Film Night Unto Night habe ich hier für sie. Für die Politik von Ronald Reagan hatte sie nichts übrig, sie war für die Democratic Party und unterstützte Jimmy Carter in seinem Wahlkampf. Im Alter war sie wieder nach Schweden gezogen.

Die Premiere zu ihrem letzten Film Last Summer in the Hamptons hat sie nicht mehr erlebt. Es ist ihr Schwanengesang geworden, eine Paraderolle für eine alt gewordene Schauspielerin. Sie brauchte eigentlich nur sich selbst zu spielen. Als Victoria Foyt, die eine junge aufstrebende Schauspielerin spielt, sie fragt, warum sie Schauspielerin geworden ist, beginnt Viveca Lindfors zu weinen und sagt: ... it's because I know ... It's because I know that's what I'm born to do. Viveca Lindfors hat mehr als hundert Filme gedreht, an die meisten erinnert man sich nicht. Aber diesen wird man nicht vergessen.


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