Montag, 12. April 2021

Der Siegeskranz


Ich hätte für den Post natürlich einen ganz anderen Titel nehmen können, denn der Titel der Oper, um die es hier geht, ist La Corona. Aber ich habe schon zwei Posts, die La Corona und Corona heißen, und von Corona haben wir ja im Augenblick genug. Da nehme ich lieber den deutschen Titel des Singspiels. Wir sehen hier Laila Cathleen Neuman als Atalanta und Johanna Kapelari als Asteria in der Gluck Oper Der Siegeskranz, zu der Pietro Metastasio das Libretto geschreiben hat. Und diesen Pietro Metastasio, der am 12. April 1782 in Wien starb, brauche ich heute einmal für das Gedicht des Tages.

Das Sonett Sogni e favole io fingo hat Pietro Metastasio 1733 in Wien geschrieben, er war damals in einer Lebenskrise, die Beziehung zu Marianna Benti Bulgarelli, die man auch La Romanina nannte, war gerade zuende gegangen. Sie war seine Freundin, Förderin und Muse gewesen, aber er hatte Rom verlassen und war als kaiserlicher Hofdichter nach Wien gegangen. Jetzt denkt er über das Leben und seine Tätigkeit als Dichter und Librettist nach:

Sogni, e favole io fingo; e pure in carte
mentre favole, e sogni orno, e disegno,
io lor, folle ch'io son, prendo tal parte,
che del mal che inventai piango, e mi sdegno.

Ma forse, allor che non m'inganna l'arte,
piú saggio io sono? È l'agitato ingegno
forse allor piú tranquillo? O forse parte
da piú salda cagion l'amor, lo sdegno?

Ah che non sol quelle, ch'io canto, o scrivo,
favole son; ma quanto temo, o spero,
tutto è menzogna, e delirando io vivo!

Sogno della mia vita è il corso intero.
Deh tu, Signor, quando a destarmi arrivo,
fa ch'io trovi riposo in sen del Vero.


Ich habe auch eine Übersetzung des Sonetts, sie ist von Gudrun Meier und findet sich bei der CD von Cecilia Bartolis Gluck Italian Arias (2001), wo die Bartoli auch eine Arie aus der Oper La Corona von Gluck singt. Gudrun Meier hat unglaublich viel aus der Welt der Musik übersetzt, von Arientexten bis zu ganzen Libretti, Sie können hier einen Nachruf auf die 2017 verstorbene Übersetzerin lesen. Und hier natürlich ihre Übersetzung von Sogni e favole io fingo:

So träume ich und fabuliere, und wenn nach Belieben
Papierne Mär und Träume ich webe und verziere,
Wird töricht so sehr ich von Mitleid getrieben,
Daß falsche Not wütend und weinend ich erspüre.

Doch wenn dem Blendwerk der Kunst fern ich geblieben,
Bin weiser ich dann wohl? Was ruhlos ich räsoniere,
Vielleicht verstummt es irgendwann? Vielleicht zerstieben
Aus bess'rem Grund Glut und Groll, die ich spüre?

Doch, ach, nicht das allein, was ich singe und schreibe,
Ist Lug und Trug, auch was ich fürchte, erstrebe,
Alles ist Lüge, die Zeit im Wahn ich mich mir vertreibe.

Ein Traum ist alles ganz und gar, was dahier ich erlebe.
Ach, du, o Herr, wenn Wachheit geworden zur Bleibe,
Mach, dass der wahren Dinge Hort Frieden mir gebe!

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