Dienstag, 29. April 2025

es bleibt immer etwas übrig


Als ich im April 2017 den Post halbvergessen unvergessen über Sabine Techel schrieb, hatte ich gedacht, sie würde sich darüber freuen, dass etwas Nettes über sie im Internet steht. Ich wusste ich nicht, dass sie gerade gestorben war. Der Wikipedia Artikel vermeldete ihren Tod erst im September. Ich wusste, dass sie neben dem Gedichtband Es kündigt sich an noch zahlreiche Gedichte geschrieben hatte, die sich in Wo waren wir stehengeblieben? Das zweite Buch finden. Das Buch musste ich mir erst besorgen. Ich zitiere daraus einmal das Gedicht Tulpe:

Bevor sie ausgeblüht 
Kreiswärts nach Licht gestrebt ein Geierflug 
Zitierter Müll gardeniengeiles 
      Zeug als gehe es sich 
Selbst ans Licht zu schielen 
Der Rest der Welt muß tun als wär er naß 
      gemacht geworden gleich 
Balkongeboren Schöpfungsstümper blattweis halmweis und
      Geübt die
Weiß wie man sich nackt macht oder reckt 
und alles Reden über aus der Bahn schlägt 
      sei sie 
Tulpenheit und habe keine andre Gattung 
Neben sich 
      Sie Wiedergefundne im Dunkel Ganz
falsch

Es gibt noch ein zweites Tulpengedicht von ihr, das können Sie hier von ihr vorgelesen hören. Harald Hartung war in seinem Buch Die Launen der Poesie: Deutsche und internationale Lyrik seit 1980 von ihrer Lyrik nicht so begeistert. Sie kennt das Musterbuch der Moderne, hat aber im Bric-à-brac der Möglichkeiten ihre eigene Nuance noch nicht gefunden, hatte er geschrieben. So sehr ich den Mann schätze, muss ich ihm widersprechen. Und deshalb stelle ich am vorletzten Tag des Poetry Month eines ihrer schönsten Gedichte ein. Das steht jetzt (wie das Gedicht von Boehlendorff) zum ersten Mal im Netz:

Dem Riesen Licht

Ich 
würd jetzt nie mehr schlafen läg nachts wach und 
spräche Dir nur immer zu  Ich bin am Ende 
dieser Tage hier Dich zu vermissen und auf dem 
Weg. Geb mich nicht her noch hin. Was
 
hinter Deinen Augen steht will ich für jetzt 
nicht wissen, seh genug, will mich von 
Bildern nicht ernähren. Es stehen 
die Alleen schon als 

wartetest an deren Ende 
Du. Ich rannte, wenn, dann immer, nur, und 
auf Dich zu und schriee 'Bahnhof! Bahnhof' Wüßt ich 
doch, daß einer das verstünde - ich nicht:
Du.

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