Der Schriftsteller Victor von Scheffel war im 19. Jahrhundert ein berühmter Mann. Es gab zu seinen Lebzeiten schon einen Kult um ihn, darüber informiert uns das immer vorzügliche →Goethezeitportal. Einen Scheffelbund gibt es in Karlsruhe immer noch, der ist mit beinahe siebentausend Mitgliedern die größte literarische Gesellschaft Deutschlands. Scheffel war an seinem Todestag, dem 9. April, auch schon zweimal in diesem Blog mit den Posts Trevi Brunnen und Fellini. Als er noch Student war, und noch nicht geadelt worden war, hat er in Heidelberg (das er mit Alt-Heidelberg, du feine bedichtete) studiert.
Dort hörte er die Vorlesung Darstellung und Kritik des Hegelschen Sstems von Professor Röth. Eigentlich studierte Scheffel Jura, aber Eduard Maximilian Röth, der ein halbes Dutzend Sprachen sprach, war so berühmt, dass der junge Scheffel diese Vorlesung unbedingt besuchen musste. In dem Semester besuchte Scheffel auch die Erklärung von Dante's Inferno von Dr Emil Ruth (an den drei ersten Wochentagen von 4-5 Uhr); es gab damals noch ein studium generale, man beschränkte sich nicht auf ein Fach. Als ich zu studieren begann, empfahlen die Rektoren der deutschen Universitäten den Erstsemestern, auch Lehrveranstaltungen außerhalb ihrer Fächer zu besuchen. Das studium generale war nicht nur ein leeres Schlagwort. So etwas ist heute undenkbar. Die Bachelor-Master Studiengänge haben Module und credit points und sind eine Verschulung und Verflachung der Universität. Ich bin froh, dass ich das nicht mehr zu erleben brauche.
Die Hegel Vorlesung von Professor Röth hat in der Dichtung Victor von Scheffels Spuren hinterlassen. Eine mindestens, die findet sich in dem Gedicht Guano, das neben viel Studentenliedern in dem Buch Gaudeamus: Lieder aus dem Engeren und Weiteren steht:
Ich weiß eine friedliche Stelle
Im schweigenden Ozean,
Kristallhell schäumet die Welle
Am Felsengestade hinan.
Im Hafen erblickst du kein Segel,
Keines Menschen Fußtritt am Strand;
Viel tausend reinliche Vögel
Hüten das einsame Land.
Sie sitzen in frommer Beschauung,
Kein einz'ger versäumt seine Pflicht,
Gesegnet ist ihre Verdauung
Und flüssig als wie ein Gedicht.
Die Vögel sind all' Philosophen,
Ihr oberster Grundsatz gebeut:
»Den Leib halt' allezeit offen
Und alles andre gedeiht.«
Was die Väter geräuschlos begonnen,
Die Enkel vollenden das Werk;
Geläutert von tropischen Sonnen,
Schon türmt es empor sich zum Berg.
Sie sehen im rosigsten Lichte
Die Zukunft und sprechen in Ruh':
»Wir bauen im Lauf der Geschichte
Noch den ganzen Ozean zu.«
Und die Anerkennung der Besten
Fehlt ihren Bestrebungen nicht,
Denn fern im schwäbischen Westen
Der Böblinger Repsbauer spricht:
»Gott segn' euch, ihr trefflichen Vögel,
An der fernen Guanoküst', –
Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,
Schafft ihr den gediegensten Mist!«
Im schweigenden Ozean,
Kristallhell schäumet die Welle
Am Felsengestade hinan.
Im Hafen erblickst du kein Segel,
Keines Menschen Fußtritt am Strand;
Viel tausend reinliche Vögel
Hüten das einsame Land.
Sie sitzen in frommer Beschauung,
Kein einz'ger versäumt seine Pflicht,
Gesegnet ist ihre Verdauung
Und flüssig als wie ein Gedicht.
Die Vögel sind all' Philosophen,
Ihr oberster Grundsatz gebeut:
»Den Leib halt' allezeit offen
Und alles andre gedeiht.«
Was die Väter geräuschlos begonnen,
Die Enkel vollenden das Werk;
Geläutert von tropischen Sonnen,
Schon türmt es empor sich zum Berg.
Sie sehen im rosigsten Lichte
Die Zukunft und sprechen in Ruh':
»Wir bauen im Lauf der Geschichte
Noch den ganzen Ozean zu.«
Und die Anerkennung der Besten
Fehlt ihren Bestrebungen nicht,
Denn fern im schwäbischen Westen
Der Böblinger Repsbauer spricht:
»Gott segn' euch, ihr trefflichen Vögel,
An der fernen Guanoküst', –
Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,
Schafft ihr den gediegensten Mist!«
Ich hätte ja etwas anderes aus Scheffels Gedichten nehmen können, aber dies gefiel mir ganz besonders, weil ich den Hegel überhaupt nicht mag. Das stand schon in meinem ersten Bloggerjahr in dem Post Hegel. Ich bin übrigens nicht der einzige, der Hegel nicht mag. Schopenhauer hat über ihn gesagt: Hegel, ein platter, geistloser, ekelhaft-widerlicher, unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, welche von seinen feilen Anhängern als unsterbliche Weisheit ausposaunt und von Dummköpfen richtig dafür genommen wurden, ... hat den intellektuellen Verderb einer ganzen gelehrten Generation zur Folge gehabt. Mein Post über Hegel im Jahre 2010 fand dreitausend Leser. Das ist aber gar nichts gegen den Post Philosophenwitze, der hat dreimal so viel.
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