Heute vor fünfhundert Jahren wurde Ambrosius Lobwasser im sächsichen Schneeberg geboren, ein humanistischer deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Sein Hauptwerk aus dem Jahre 1573 ist →Der Psalter des Königlichen Propheten Davids. In deutsche Reime verständiglich und deutlich gebracht. Es ist eine Übersetzung der Psalme, die nicht auf dem hebräischen Urtext oder der Übersetzung Martin Luthers basierte, sondern auf dem Genfer Psalter (Psautier de Genève) den man auch den Hugenottenpsalter nannte. Man kann den Unterschied zu Luther an einem Beispiel sehr schön sehen. Bei Luther heißt es im Psalm 130:
Ich harre des Herrn,
meine Seele harret,
und ich hoffe auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn
von einer Morgenwache bis zur andern.
Das klingt in Lobwassers Übersetzung etwas anders:
Mein Hoffnung ich tu stellen auf Gott, den höchsten Hort.
Das klingt in Lobwassers Übersetzung etwas anders:
Mein Hoffnung ich tu stellen auf Gott, den höchsten Hort.
Ich hoff von ganzer Seelen auf sein göttliches Wort.
Mein Seel auf Gott vertrauet, auf ihn stets wart und sicht,
gleich wie ein Wächter schauet, ob schier der Tag anbricht.
Alles ist gereimt und singbar, dafür war Lobwassers verständigliche und deutliche Übersetzung des Hugenottenpsalters da. Sein Buch hatte hundert Auflagen und hielt sich bis ins 18. Jahrhundert. Auch im reformierten Bremen, aber dann fand es der Senat nicht mehr modern genug. Und die neue Übersetzung von Matthias Jorissen setzte sich durch. Der Eintrag zu Lobwasser in der Deutschen Biographie hat Erich Trunz geschrieben, der schon 1928 über Lobwasser im Euphorion schrieb und 1932 seine Doktorarbeit über Lobwasser einreichte. Dazu zitiere ich einmal aus dem Post so zerrann ihm sein Leben wie sein Dichten einige Sätze: Die deutsche Barockforschung begann für die Germanistik mit dem berühmten Seminar von Julius Petersen im Wintersemester 1927/1928, aus dem eine ganze Generation von Germanisten hervorgegangen ist. Leute wie Wolfgang Kayser, Hans Pyritz, Richard Alewyn, Benno von Wiese und Erich Trunz. Mein erstes Barockseminar war in den sechziger Jahren das Proseminar Das europäische Drama und Theater des Barock bei dem Hamburger Theaterwissenschaftler Dr Diedrich Diederichsen. Der war auch der Leiter der 1940 gegründeten Theatersammlung, die zu dem Lehrstuhl für Germanistik in Hamburg gehörte. Es hatten sich in dem Sommer nur wenige Studenten (es waren höchstens zwanzig) in sein Seminar verirrt, was sicher ein Fehler war, denn es war ein hervorragendes Seminar.
Falls Ihnen der Sinn nach lange vergangener deutscher Dichtung stehen sollte, dann lesen Sie doch den schönen Post Hugo von Montfort, Der adlige Minnesänger ist heute vor 602 Jahren gestorben. Aber seine Lyrik ist immer noch lebendig.
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