Die Chinesen vermeiden das Wort Fälschung; auch das Wort Nachtauslage, das früher mal Fälschungen bezeichnete, hat keine Konjunktur mehr. Das neue Modewort heißt Hommage, eine etwas zynische Umwertung der eigentlichen Wortbedeutung. Man baut in Shenzhen beinahe echte Rolex Uhren, schreibt aber das Wort Rolex nicht aufs Zifferblatt. Alle Rolex Modelle sind im Angebot, von der GMT bis zur Daytona. Die chinesischen Uhren, die häufig japanische Uhrwerke wie das Seiko NH35 haben, sind natürlich keine echte Konkurrenz für Rolex. Der Schweizer Massenproduzent verkauft nach wie vor eine Million Uhren im Jahr. Sehr viele nach China. In Rolex Uhren sind keine chinesischen Teile, in anderen Schweizer Markenuhren aber schon. Uhren, die Namen von Designern wie Hugo Boss, Armani oder Diesel haben, kommen sowieso immer aus China oder Hongkong. Swiss Made darf sich nur nennen, wenn sechzig Prozent der Wertschöpfung und die Endmontage in der Schweiz anfallen. Aber der Begriff ist dehnbar, ebenso wie der Made in Italy Begriff. Für Edelstahlarmbänder gilt die Swiss Made Regel nicht, die können ganz aus China kommen, um Swiss Made zu sein. Ich weiß nicht, wer den Begriff Swiss Made in China erfunden hat, aber der beschreibt die Lage. Der größte Schweizer Uhrenhersteller, die Swatch Group, hatte von 1996 bis 2005 eine Firma in Shenzhen. Offenbar ist ihnen China zu teuer geworden, sie sind jetzt in Thailand.
Freitag, 18. August 2023
ein Viertelpfund China am Arm
Die Chinesen vermeiden das Wort Fälschung; auch das Wort Nachtauslage, das früher mal Fälschungen bezeichnete, hat keine Konjunktur mehr. Das neue Modewort heißt Hommage, eine etwas zynische Umwertung der eigentlichen Wortbedeutung. Man baut in Shenzhen beinahe echte Rolex Uhren, schreibt aber das Wort Rolex nicht aufs Zifferblatt. Alle Rolex Modelle sind im Angebot, von der GMT bis zur Daytona. Die chinesischen Uhren, die häufig japanische Uhrwerke wie das Seiko NH35 haben, sind natürlich keine echte Konkurrenz für Rolex. Der Schweizer Massenproduzent verkauft nach wie vor eine Million Uhren im Jahr. Sehr viele nach China. In Rolex Uhren sind keine chinesischen Teile, in anderen Schweizer Markenuhren aber schon. Uhren, die Namen von Designern wie Hugo Boss, Armani oder Diesel haben, kommen sowieso immer aus China oder Hongkong. Swiss Made darf sich nur nennen, wenn sechzig Prozent der Wertschöpfung und die Endmontage in der Schweiz anfallen. Aber der Begriff ist dehnbar, ebenso wie der Made in Italy Begriff. Für Edelstahlarmbänder gilt die Swiss Made Regel nicht, die können ganz aus China kommen, um Swiss Made zu sein. Ich weiß nicht, wer den Begriff Swiss Made in China erfunden hat, aber der beschreibt die Lage. Der größte Schweizer Uhrenhersteller, die Swatch Group, hatte von 1996 bis 2005 eine Firma in Shenzhen. Offenbar ist ihnen China zu teuer geworden, sie sind jetzt in Thailand.
Dienstag, 15. August 2023
die Schlei
Samstag, 12. August 2023
die Bilder im Wohnzimmer
Sonntag, 6. August 2023
der blaue Koffer
Ich habe vor Monaten geschrieben, dass ich jetzt Krieg und Frieden zum dritten Mal lese, und das in der Übersetzung von Barbara Conrad. Ich lese ja noch neben dem Schreiben, aber vieles bleibt liegen. Was mir ein schlechtes Gewissen macht. Ich bin von Lesern gefragt worden, ob ich nicht mal etwas über Walter Kappacher schreiben könne. Das wollte ich auch, und er wird immerhin in die richtigen Männer schon mal erwähnt. Woraus sie folgern können, dass ich Kappachers Roman Der Fliegenpalast gelesen habe. Vor fünf Jahren habe ich in dem Post Lesedefizite geschrieben:
Ich komme mit der Lektüre von der Strudlhofstiege nicht voran. In der Zeit, in der ich hundert Seiten von Heimito von Doderer lese, schaffe ich drei Romane von Joseph Roth. Manche Österreicher sind sperrig. Den Mann ohne Eigenschaften habe ich letztens noch einmal zu lesen versucht, ging nicht. Dagegen war Brochs Tod des Vergil, den ich noch einmal las, ein Klacks. Aber jetzt habe ich etwas Neues entdeckt: Walter Kappacher. Der ist in diesem Jahr achtzig geworden und schreibt seit beinah einem halben Jahrhundert. Ist an mir vorbeigelaufen, ist mir peinlich. Aber im neuen Jahr, da schreibe ich über ihn. Das habe ich mir fest vorgenommen.
Mond darin sich zweie dicht umfangen
Viel ist hingesunken uns zur Trauer
und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.
Dass ein berühmter Mann wie Alban Nikolai Herbst meinen Blog liest, ehrt mich natürlich. Alban Nicolai Herbst hatte nach Eigners Tod in seinem Blog eine sehr schöne →Würdigung veröffentlicht. Dass Der blaue Koffer erschienen war, wusste ich schon, aber die 32 € waren mir zu teuer. Ich dachte, ich warte noch, der Preis wird sicher fallen. Es ist ja traurig, dass Gerd-Peter Eigner kein Erfolgsautor ist. Hans Christoph Buch sprach in seiner Rezension von einer gewissen Sperrigkeit des Stils, den hat Eigner beinahe immer. Außer in Brandig. Mit dem Warten war das richtig, weil ich den Roman jetzt für zwölf Euro bekommen habe.
Donnerstag, 3. August 2023
Adapter
Sonntag, 30. Juli 2023
Martin Walser ✝
Er ist nicht bei Kafka geblieben: Als ich, um meine Mutter nicht zu enttäuschen, eine Dissertation schreiben sollte, blieb mir nichts anderes übrig, als über den Autor zu schreiben, der mich während meiner Studentenjahre gehindert hatte, andere Autoren wirklich zu lesen: Franz Kafka. Aber als ich über ihn schreiben wollte, stellte sich heraus, daß ich ihn nicht verstanden hatte. Mit diesem charmanten Geständnis beginnt der sehr lesenswerte kleine Band Des Lesers Selbstverständnis: Ein Bericht und eine Behauptung. Der macht jedem Leser Mut, man kann auch ohne Kafka durchs Leben kommen. Ich hatte einmal eine schwere Kafka Phase, aber ich habe sie schnell überwunden. Sie hat mich nicht gehindert, andere Autoren wirklich zu lesen. Nachdem ich in Hamburg Walter H. Sokels Vorlesung über Kafka, Musil und Broch gehört hatte, habe ich meine schöne Vorlesungsmitschrift sorgfältig weggelegt, das war's. Ich habe später noch Klaus Wagenbach über Kafka gelesen, aber wenn ich eine Top Ten Liste der Literatur aufstellen sollte, Kafka wäre da nicht drauf. Aber so einfach wie ich hat Walser den unseligen Einfluss von Kafka nicht abschütteln können, noch sein erstes Werk Ein Flugzeug über dem Haus und andere Geschichten erinnerte alle Rezensenten an Kafka. Ein Kafka Schüler kämpft sich frei, schrieb Hans Egon Holthusen. Glücklicherweise für mich als Leser hat Walser dann aber irgendwann den Einfluss Kafkas abgestreift.
Martin Walser ist im Alter von sechundneunzig Jahren gestorben, das ist ein langes, erfülltes Leben. Ich habe einen Blick ins Bücherregal geworfen, wo Martin Walser friedlich und einträchtig neben Robert Walser steht. Er hat ja auch über seinen Namensvetter geschrieben und zum hundertsten Geburtstag von Robert Walser in Zürich eine Rede mit dem Titel Der Unerbittlichkeitsstil gehalten. Das weiß ich, weil ich die Schallplatte habe, die Suhrkamp 1978 herausgebracht hat. Die Rede (auch in dem Band Liebeserklärungen abgedruckt) provozierte offensichtlich keinen Skandal. Manche seiner Reden schon. Man überlegte es sich zweimal, ob man ihn einladen sollte, pflegeleicht war er ja nicht. Was war dem Stiftungsrat, der Walser 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen hat, eingefallen, als man den Herrn Dr Schirrmacher für die Laudatio auswählte? Schirrmacher, der Walser, wie sein Vorgänger bei der FAZ Reich-Ranicki, immer wieder attackiert hat, hat wie Walser über Kafka promoviert. Allerdings hat sein Doktortitel einen sehr, sehr faden Beigeschmack. Die Dissertation war zuerst eine Magisterarbeit und wurde von Frank Schirrmacher in kürzester Zeit - also in der Zeit, in der Stendhal La Chartreuse de Parme geschrieben hat - zur Dissertation umgeschrieben. Und an einer anderen Uni eingereicht. Seriöse Universitäten würden dieses Verfahren nicht akzeptieren.
Ich besitze nicht nur viele Romane von Martin Walser (und sein Theaterstück Das Sofa), ich mag auch den Literaturkritiker Martin Walser. Weil er so vernünftig ist. Und Eigenschaften hat, die man sonst eher bei anglo-amerikanischen Kritikern findet: Sachkenntnis, common sense und Humor. Er ist einer der ganz wenigen gewesen, der schon früh die Qualität des Werks von Albert Vigoleis Thelen erkannt hat. Walsers kleine Schrift →Des Lesers Selbstverständnis (auch in dem Band Zauber und Gegenzauber enthalten) kann ich uneingeschränkt zur Lektüre empfehlen, ich habe sie hier im Volltext. Walser schreibt da, dass er über seine Wirkung als Schriftsteller überrascht war: Inzwischen bin ich Adressat von Schülerpost und erfahre so, daß im Deutschunterricht Schülerinnen und Schüler darin geübt werden, die Bedeutung von Büchern zu entdecken, die ich geschrieben habe. Der Lehrer weiß offenbar die Bedeutung, darf sie aber den Schülern nicht sagen. Ich weiß, meinen die Schüler, die Bedeutung. Findige Schüler rufen mich abends an oder schreiben mir.