Sonntag, 21. Dezember 2025
Donnerstag, 18. Dezember 2025
verpasst
Sonntag, 14. Dezember 2025
Advent
In dem Zimmer hier vorne ist etwas Licht, da brennen auch schon die Adventskerzen. Das Zimmer dahinter ist dunkel, das Licht kommt nur von den
Schreibtischlampen und dem Bildschirm des Computers. Die elegante Deckenlampe ist nicht angeschaltet, und die weiße Harvey Guzzini Lampe, von der man im dunklen Zimmer ein Hälfte sehen kann, bleibt auch dunkel. Vor der Bücherwand (drei Meter mal fünf Meter Lundia Regale, kein Ikea) kann man ein Bild sehen. Das Bild ist schon in den Post die Bilder im Wohnzimmer hineingewandert. Ich weiß nicht, wer es gemalt hat, aber ich liebe das Bild. Wer das blaue Bild (Hamburger Rathausplatz bei Regen) über der Türfüllung gemalt hat, das weiß ich. Das war ich selbst, das Bild wird schon im ersten Absatz des Posts Kunsterziehung erwähnt. Jetzt können Sie es einmal sehen. Das Bild am linken Rand des Photos ist das schöne Landschaftsbild, das schon in dem Post Hans Matthison-Hansen abgebildet ist. Neben der Tür ist ein CD Stapel, der 1,53 Meter hoch ist, nur J.S. Bach. Nur die *Goldberg Variationen und die Klavierwerke. Und ohne Glenn Gould, der hat woanders seinen Platz. Rechts im Bild sehen sie Bücherberge, die Bücher sind überall. Eigentlich wohne ich in einer Bibliothek. Alles, was in den Büchern drinsteht, tippe ich dahinten in der Dunkelheit mit meinem Computer in meinen Blog.
Ich wünsche allen Lesern einen schönen Adventssonntag.
Freitag, 12. Dezember 2025
All the Things You Are Not Yet
All the Things You Are Not Yet
Tonight there's a crowd in my head:
all the things you are not yet.
You are words without paper, pages
sighing in summer forests, gardens
where builders stub out their rubble
and plastic oozes its sweat.
All the things you are, you are not yet.
Not yet the lonely window in midwinter
with the whine of tea on an empty stomach,
not yet the heating you can't afford and must wait for,
tamping a coin in on each hour.
Not the gorgeous shush of restaurant doors
and their interiors, always so much smaller.
Not the smell of the newsprint, the blur
on your fingertips — your fame. Not yet
the love you will have for Winter Pearmains
and Chanel No 5 — and then your being unable
to buy both washing-machine and computer
when your baby's due to be born,
and my voice saying, "I'll get you one"
and you frowning, frowning
at walls and surfaces which are not mine —
all this, not yet. Give me your hand,
that small one without a mark of work on it,
the one that's strange to the washing-up bowl
and doesn't know Fairy Liquid for whiskey.
Not yet the moment of your arrival in taxis
at daring destinations, or your being alone at stations
with the skirts of your fashionable clothes flapping
and no money for the telephone.
Not yet the moment when I can give you nothing
so well-folded it fits in an envelope —
a dull letter you won't reread.
Not yet the moment of your assimilation
in that river flowing westward: rivers of clothes,
of dreams, an accent unlike my own
saying to someone I don't know: darling...
You have not forgotten me.
Sonntag, 7. Dezember 2025
Nikolaustag
Some of my little friends say there is no Santa Claus.
Papa says, ‘If you see it in THE SUN it’s so.’
Please tell me the truth; is there a Santa Claus?
Ick bin en lüttjen König,
Laat mi nich so lange stahn,
ick mutt all weder wiedergahn.
Der Nikolaus Post, der zuerst Sünnerklaas hieß, ist in diesem Blog am 6. Dezember immer wieder aufgetaucht. Ich stelle ihn heute in der Version von 2010 hier hin. Ohne Bilder. Bilder konnte ich noch nicht. Jetzt kann ich alles. Ich wünsche meinen Lesern eine schöne Adventszeit.

Nikolaus de gode Mann,
kloppt an alle Dören an.
Lüttje Kinner gifft he wat,
grode steckt he in'n Sack.
Halli, Halli, Hallo,
So geiht nah Bremen to.
Und wenn da nicht schnell genug die Süßigkeiten rausgerückt wurden, dann kam da noch, unter Aufstampfen des Stockes, eine zweite Strophe:
Ick bin en lüttjen König,
geevt mi nich to wenig,
Laat mi nich so lange stahn,
ick mutt all weder wiedergahn.
Halli, Halli, Hallo,
So geiht nah Bremen to.
Es ging immer nah Bremen to, da wollten die Bremer Stadtmusikanten auch hin (Ei, was, du Rotzkopf, sagte der Esel, zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall). Nun macht es ja keinen großen Sinn, halli, halli, hallo, so geiht nah Bremen to zu singen, wenn man sowieso in Bremen ist. Obgleich die Stadt Bremen für uns in Nordbremen weit, weit weg war. Irgendwie scheint diese Sache mit Bremen (wie vielleicht auch das ganze Nikolauslaufen) aus den Liedern zu kommen, die am Martinstag in Ostfriesland gesungen wurden, wo es Sünnematten, Mattenherrn oder Matten Matten Mähren hieß. Da sang man dann:
Matten-, Mattenmähren,
die Äpfel und die Beeren,
gute[r] Frau [Mann], gib uns was.
Lass uns nicht so lange steh'n!
Wir wollen noch nach Bremen geh'n.
Bremen is ne große Stadt,
da kriegen alle Kinder wat,
die Großen und die Kleinen,
sonst fang se an zu weinen.
Im 19. Jahrhundert hat es in Bremen - der Stadt von der man in Liedern und im Märchen träumt, dass dort alles besser ist - noch andere Strophen zu dem Nikolauslied gegeben, wie zum Beispiel:
Miin Vadder is Zigarrenmaaker,
miin Mudder ruppt Toback.
Un wenn ji dat nich glöben wüllt,
denn steck ick jo inn'n Sack.
Halli, halli, hallo
So geiht na Bremen to.
Das wurde nun wohl in den Stadtteilen gesungen (es ist auf jeden Fall aus Hastedt überliefert), wo die weniger Begüterten wohnten. Und man muss wahrscheinlich auch betonen, dass das Nikolauslaufen zuerst eine Sache der ärmeren Schichten gewesen ist, bevor es im 19. Jahrhundert von allen Bremer Kindern adaptiert wurde. Die Zigarrenmaaker kommen in unzähligen Bremer Döntjes aus dem 19. Jahrhundert vor. Man kann der Strophe auch entnehmen, dass Frauenarbeit in den Bremer Fabriken selbstverständlich ist - miin Mudder ruppt Toback - und auch die Kinderarbeit, selbst wenn sie hier im Nikolauslied nicht vorkommt. Die Zigarrenmaakers sind die erste gewerkschaftlich organisierte Gruppe in Bremen, wo es in der Mitte des 19. Jahrhunderts 78 Tabakfabriken gab. Sie bildeten auch ein Element gesellschaftlicher Unruhe in der sonst festgefügten konservativen bürgerlichen Struktur des 19. Jahrhunderts. Das repräsentative Gebäude neben dem Dom, auf dem mit goldenen Lettern Verein Vorwärts steht, gehörte seit 1853 dem Bildungsverein der Zigarrenmacher. Heute ist da die Wittheit zu Hause. Der Zusammenschluss der Zigarrenmacher verfolgte neben der Wahrung sozialer Interessen auch Ziele in der Allgemeinbildung. Und sie hatten Vorleser in der Fabrik.
Vielleicht kann man das mit den Zigarrenmachern in Kuba vergleichen, die in ihren Fabriken einen Vorleser hatten, der ihnen während der Arbeit Romane vorlas. So hörten die Arbeiter Victor Hugo, Alexandre Dumas, Jules Verne, Shakespeare und Emile Zola. Angeblich sollen so die Zigarrenmarken Montechristo und Romeo y Julieta nach dem Grafen von Montechristo und Shakespeares Theaterstück benannt worden sein. Manchmal lasen die Vorleser auch Politisches aus Zeitungen vor, was bei den Fabrikbesitzern nicht so gut ankam (und manchmal verboten wurde). Ob der leidenschaftliche Zigarrenraucher Karl Marx das gewusst hat? Auch in den Bremer Tabakfabriken hat es solche Vorleser gegeben, die von den Arbeitern bezahlt wurden. Manchmal waren das auch Kinder und Handlanger, die kosteten nicht so viel. Der Beginn der Arbeiterbildung liegt, auf jeden Fall in Bremen, im Tabakrauch.
Vorleser gibt es in Kuba heute immer noch, auch wenn sie - wie Guillermo Cabrera Infante in seiner wunderbaren Kulturgeschichte des Rauchens Holy Smoke etwas gehässig sagt - heute die Gesammelten Werke von Fidel Castro vorlesen müssen. Die erste Zigarrenfabrik in Kuba, die einen bezahlten Vorleser gehabt haben soll, hieß El Figaro. Wenig später folgte Don Jaime Partagas (die Firma und die Zigarre heißt immer noch so), der dem Vorleser sogar ein Lesepult spendierte. Als der amerikanische Innenminister W.H. Seward kurz nach dem Bürgerkrieg die Fabrik von Partagas besuchte, war er von diesem System begeistert. Da hatten schon alle Tabakfabriken in Kuba einen Vorleser. Was sie nicht hatten, waren (im Gegensatz zu Bremen) weibliche Arbeitskräfte. Diese Geschichte, dass eine gute Zigarre auf den Schenkeln einer Kubanerin gerollt sein muss, entstammt männlichen Phantasievorstellungen. Erst Ende der 1870er Jahre fängt die erste Frau in einer Zigarrenfabrik auf Kuba an. Da ist die Oper Carmen schon aufgeführt worden.
Ich erwähne die nur, weil da eine Zigarettenfabrik drin vorkommt, die der berühmte Wilfried Minks (von Bremen nach Hannover ausgeliehen) Anfang der sechziger Jahre in Hannover so schön auf die Bühne gezaubert hatte. Und der Regisseur hatte den Einfall, Carmen auf der Bühne rauchen zu lassen. Und sie dann so wahnsinnig cool die Ziggi wegschnippen zu lassen, bevor sie L'amour est un oiseau rebelle singt. Der Effekt wurde aber bei der Premiere noch übertroffen. Ein junger, schlaksiger Verehrer der Sängerin der Carmen wanderte den linken Gang entlang bis zur Bühne und warf der Sängerin eine langstielige rote Rose vor die Füße, als sie mit der Habanera fertig war. Danach verließ er den Zuschauerraum. Die Krönung des Ganzen war, dass er eine rote Lederjacke trug. Wo um alles in der Welt kriegt man Anfang der sechziger Jahre eine quietscherote Lederjacke her? Roter als jeder Nikolausmantel. Ich war die ganze Aufführung lang neidisch. Auf die rote Lederjacke und auf diesen Kerl, der die Sängerin kannte.
Wenn die Strophe mit dem lüttjen König allen geläufig ist, so scheint es in Bremen im 19. Jahrhundert dabei auch noch eine Variation gegeben zu haben, die weniger auf kleine Könige und auf Kinder von Zigarrenmaakers als auf soziales Elend hinweist:
Ick bün so’n lütten Schipperjung,
Mutt all miin Broot verdeen’n,
Den ganzen Dag in’t water stan
Mit mine korten Been’n
Halli, halli, hallo,
Nu geiht’t na Bremen to
Über das allmähliche Verfertigen der Gedanken beim Schreiben: da fange ich mit einer Kindheitserinnerung an, mit Versen, die ich immer noch aufsagen kann, und dann muss ich erkennen, dass wir Bremer mit diesem schönen Brauch nicht allein gewesen sind. Nikolauslaufen hat es überall gegeben. Inzwischen ist es beinahe ausgestorben, jetzt importieren wir kommerzialisierte amerikanische Bräuche wie Halloween. Im Radio Last Christmas von Wham zum tausendsten Mal. Ich könnte wetten, dass keiner von denen, die den zum Dudelfunk heruntergekommenen NDR hören, ein halbes Dutzend deutscher Weihnachtslieder mit allen Strophen beherrscht. Ein Ehepaar sammelt seit drei Jahren Geld, um die Rechte von Last Christmas zu kaufen. Um das Lied dann zu vernichten, damit es nie wieder gespielt werden kann.
Und die Zigarrenfabriken in Bremen gibt es auch nicht mehr, wenn man von Resten wie Martin Brinkmann (Lux, Peer Export, Lord Extra) mal absieht. Das ist aber nichts mehr vom Glanz der großen Zeit, als der Zigarrenkönig Friedrich Biermann von der Firma Leopold Engelhardt & Biermann sechstausend Arbeiter beschäftigte. Durch die für Bremen ungünstige Zollordnung hat sich die Zigarrenfabrikation in der zweiten Häfte des 19. Jahrhunderts nach Bünde in Westfalen verlagert. Mein Opa hätte die Villa von Biermann in St Magnus in den zwanziger Jahren billig kaufen können. Aber dann hätte er jeden Morgen zu seiner Schule durch den Arbeiterstadtteil Grohn (der für ihn den bösen Beinamen Kamerun bei Pumpe hatte) marschieren müssen, und das war dem kaisertreuen Ex-Hauptmann nun wirklich nicht zuzumuten.
Je mehr ich begann, den Anfängen des Nikolauslaufens nachzugehen, musste ich feststellen, dass natürlich die Volkskundler und die Lokalhistoriker sich schon mit dem Thema beschäftigt haben. War ja auch anzunehmen, dass hinter all dem, was wir tun, etwas Mythisches steckt. So wie es uns James George Frazer und Jessie L. Weston (ohne die wäre Eliots The Waste Land nichts geworden) gezeigt haben. Das interessiert einen aber nicht, wenn man mit kalten Füßen, laufender Nase und schidderigem roten Bademantel im Dunkeln an einer fremden Tür klingelt und die magischen Worte sagt: Nikolaus de gode Mann, kloppt an alle Dören an.
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Regattastart
Sonntag, 30. November 2025
Mark Twain
Donnerstag, 27. November 2025
Birkenfeld
Sonntag, 23. November 2025
Zu Straßburg auf der Schanz
Zu Straßburg auf der Schanz,
Da ging mein Trau'ren an …
Das Alphorn hört ich drüben wohl anstimmen,
Ins Vaterland mußt ich hinüber schwimmen, –
Das ging nicht an.
Und mein Urgroßvater Primus Thaller hatte den Kuhreihen mitten in Paris gesungen! Auf dem Hofe der Schweizer Kaserne war er gestanden, im gelben Sand, auf dem die Abendsonne glühte und die Soldaten sich zum Ausgang in die Stadt rüsteten.
Donnerstag, 20. November 2025
Silhouette
Geizig war er, der Etienne de Silhouette, Finanzminister Ludwigs XV., sehr geizig. Keine Ölgemälde in seinem Schloss, nur die preiswerten Scherenschnitte! Keine schlechte Idee, denn nun geht der Begriff Silhouette auf ihn zurück. Das können wir auf dieser →Seite lesen. Und die Geschichte findet sich mit Ausschmückungen an vielen Stellen. Die englische National Portrait Gallery bietet aber zum Thema Silhouette etwas ganz anderes an: Profile or shadow portrait filled in with black or a dark colour. A common pictorial technique in Europe in the late 18th and early 19th centuries, it was named after Etienne de Silhouette (1709–1767), a French finance minister who made paper cut-outs as a hobby. Diese Geschichte können wir in vielen Varianten lesen, da langweilt sich Frankreichs Finanzminister in seiner Büro so, dass er anfängt, mit einer Schere Papier zu schneiden. Das nimmt auch die Britannica auf: parsimonious mid-18th-century French finance minister Étienne de Silhouette, whose hobby was the cutting of paper shadow portraits (the phrase à la Silhouette grew to mean “on the cheap”)
wie möglich sein,
meinte Etienne de Silhouette.
Die billigste Bildnisart.
Keine Nachrichten
vom Leben der Gefühle
von Überlegungen
zu unverstandenen Vorkommnissen
von Antworten,
die einer sucht
auf das Schweigen des andern.
Keine offenen Augen,
die man auch betrachten könnte,
wenn man das Bild umdrehte.
Nur ein Schatten,
nicht zu durchdringen.
Sonntag, 16. November 2025
Just head for that big star straight on
Als die Liebe seines Lebens, die Schauspielerin Carole Lombard stirbt, meldet sich Clark Gable bei den United States Army Air Forces als Soldat. Obgleich er viel zu alt war, um noch eingezogen zu werden. Er ist einer der wenigen Schauspieler Hollywoods; John Wayne, der Soldaten im Film spielt, war nie bei der Armee. Gables Studio sorgte dafür, dass er schnell vom einfachen Soldaten zum Leutnant befördert wurde. Das Studio wollte einen Paradesoldaten für Werbephotos, aber das wollte Clark Gable nicht sein. Er dient drei Jahre lang bei einer amerikanischen Bomberstaffel in England. Fliegt ein halbes Dutzend Einsätze und wird 1944 als Major entlassen. Die Rollen, die er nach dem Krieg bekommt, sind nicht mehr die Rollen, die der Prince of Hollywood einst hatte. Sätze wie Frankly, my dear, I don't give a damn in ✺Gone wirth the Wind werden nicht mehr für ihn geschrieben.
Die Zeit der großen Machos scheint vorbei zu sein, Rollen wie Rhett Butler wird er nie wieder bekommen. ✺Mogambo (ein Remake des Films, in dem er zwanzig Jahre zuvor die Hauptrolle hatte) ist zwar 1953 noch ein Erfolg, aber wahrscheinlich eher wegen Ava Gardner und Grace Kelly. Clark Gable wirkt müde in dem Film. Sein letzter Film 1960 ist vielleicht sein bester, auf jeden Fall der beste Film nach seiner Militärkarriere. In The Misfits spielt er an der Seite von Marilyn Monroe einen gealterten Cowboy, der mit der Welt nicht mehr zurechtkommt (ein Thema, das wir zu der Zeit in vielen Spätwestern finden). Es ist eine Rolle, die zu seinem Leben passt. Am Ende des Films lässt Roslyn Taber (Marilyn Monroe) die anderen Männer stehen und steigt zu Gaylord Langland (Clark Gable) ins Auto: Roslyn: I'll leave tomorrow, okay?Gay: God bless you, girl.
Roslyn: Gay, if there could be one person in the world, a child who could be brave from the beginning. I was scared to, when you asked me. But, I'm not so much now, are you?
Gay: No.
Roslyn: How do you find your way back in the dark?
Gay: Just head for that big star straight on. The highway's under it. It'll take us right home.
Es gab hier in meinem ersten Bloggerjahr 2010 schon einen Post Clark Gable, und der Schauspieler wird in vielen anderen Posts erwähnt: Unterhemden, Siegfried Schürenberg, Nudität, The Misfits, Vivien Leigh, John Huston, Gone with the Wind, verweht, Kleider machen Leute
Dienstag, 11. November 2025
Dommi ✝
Als er mich vor zwanzig Jahren zum ersten Mal in meiner neuen Wohnung besuchte, blieb er in der Zimmermitte stehen, als hätte ihn der Blitz getroffen. Iss was, Dommi? fragte ich. Ich geh' noch mal raus, Jay, sagte er. Ich klingle dann noch mal und Du lässt mich wieder rein. Ich war ein klein wenig irritiert, aber so machten wir es. Als er wieder in der Wohnung war, sagte er mir, dass es ihm gerade eben klargeworden sei, dass hier in diesem Zimmer vor -zig Jahren seine erste Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte. Ich schenkte uns erstmal einen kleinen Single Malt ein. Er trauerte der Frau nicht nach, er war seit Jahrzehnten mit Sabine glücklich verheiratet. Es war nur dieser seltsame Moment der Erinnerung, dass ihm klar wurde, dass das wirklich hier in diesem Zimmer gewesen war. Diese Geschichte war das erste, das mir einfiel, als ich am Wochenende las, dass mein Freund Dommi Dombrowski gestorben war. Er war häufig in diesem Blog. In Posts wie St Patrick's Day oder Morning has broken. Und natürlich in dem Post Harry Graf Kessler, weil er eine Gesamtausgabe des Werkes besaß, das habe ich sehr bewundert. Aber den Post muss ich unbedingt zitieren, weil da am Ende des Posts eine kleine Dommi-Geschichte steht, die ich hier noch einmal hinstelle:
Das bringt mich noch einmal auf Irland, die Heimat von Kesslers Mutter. Mein Freund Dommi Dombrowski, der mich vor Monaten auf den Grafen Kessler brachte, hat mir von einem seiner vielen Irlandaufenthalte eine wunderbare Geschichte erzählt. Das kleine Dorf, wo er länger gewesen war, hatte ein Abschiedsfest vorbereitet, sozusagen ein German wake. Dommi hat den Termin extra so gelegt, dass der drei Tage vor seiner Abreise liegt, er weiß, solch ein wake kann hier in Irland lange dauern. Sein Freund, der Kapitän von dem kleinen Kutter, auf dem Dommi mal gejobbt hat, ist auch da. Hat seinen Sunday best Anzug an. Als Dommi am nächsten Tag noch einmal in die Kneipe kommt, sitzt der Käpt'n schon wieder an der Bar. Sein Anzug sieht nicht mehr so gut aus, er hat offensichtlich draußen geschlafen. Und als Dommi am Tag der Abreise noch einmal kurz in den Schankraum guckt, sitzt sein Freund schon wieder an der Bar. Der Anzug sieht jetzt ganz schlimm aus. Dommi geht zu ihm hin, legt den Arm um ihn, und fragt ihn, was mit ihm sei. Und der guckt ihn mit blutunterlaufenen Augen an und sagt: When I see my best friend off, we do it in schtoil. Das ist es: We do it in style.
Dommi wusste alles über Irland und Schottland. Er hatte vor mehr als einem halben Jahrhundert mal eine Band, die Beda Folk hieß. Dommi ist der zweite von links auf dem Cover dieser LP, der Typ rechts (Andreas Stanisak) konnte herzergreifend schön auf der tin whistle spielen. Ich weiß alles über die Gruppe, weil Dommi mir vor wenigen Jahren mal die Dokumentation The Story of Beda Folk 1966-1996 geschenkt hat. Auf 77 Seiten die Geschichte der Band, alle Rezensionen aus der Presse, alle Dokumente der Auftritte, alle Verhandlungen mit Schallplattenfirmen. Massenhaft Photos und die Texte aller Lieder, die sie gesungen haben. Man kann da auch lesen, dass damals mal Udo Lindenberg im Vorprogramm der Beda Folk aufgetreten ist. Those were the days.
Dies Bild von Dommi fand ich in einem Nachruf, den die Heikendorfer SPD ins Netz gestellt hat. Dort konnte man lesen: Dietmar war passionierter und beliebter Lehrer und Oberstudienrat und seit 53 Jahren Mitglied der SPD. In zahlreichen Funktionen vertrat er die Partei. Er war er unter anderem von 1978-2012 Gemeindevertreter in Großbarkau, sowie von 2005-2012 Ortsvereinsvorsitzender der SPD im Barkauer Land. Aber aus irgendeinem Grund hat die SPD Heikendorf, wohin Dommi 2012 gezogen war, den Nachruf wieder aus dem Netz genommen, nur das Bild von ihm mit seiner Gitarre ist geblieben (inzwischen ist der Text an anderer Stelle wieder im Netz).
Von seiner Musik ist noch viel im Netz. Bei YouTube gibt es ✺Step it Our Mary, die →Geschichte von der Mary aus Kilgory mit dem goldenen Haar, die dem reichen Mann ihre hübschen Beine nicht zeigen will, weil sie einen Soldaten liebt. Aber es gibt bei YouTube noch viel mehr. Nämlich die ganze Platte →I Will Go von 1973 bei HappyBird, die 2011 (nach etwas zähen Verhandlungen) von Master Classics Records neu auf den Markt gebracht wurde. Hören Sie doch einmal in ✺The Ballad Of Pat Rooney hinein. Wenn man das 1973 so hinkriegte, dann war man schon ziemlich professionell. Die Beda Folk werden übrigens in der 1983 erschienenen Dissertation von Gabriele Haefs mit dem etwas barocken Titel Das Irenbild der Deutschen: dargestellt anhand einiger Untersuchungen über die Geschichte der irischen Volksmusik und ihrer Verbreitung in der Bundesrepublik Deutschland mehrfach erwähnt.
Die Beda Folk waren in Norddeutschland schon eine Größe, als viele der deutschen Volkssänger noch nicht vor dem Mikrophon eines Studios erschienen waren. Die Zeit nach 1968 ist die große Zeit der Folklore, auch Joan Baez hat damit angefangen. Aber die ehrliche Folk Music von kleinen Gruppen wird selten honoriert. Die Kitschversionen irischer Lieder werden ein Welterfolg. Das fängt schon 1911 mit John McCormacks ✺Macushla an. ✺Hayley Westenra und die Mitglieder von ✺Celtic Woman müssen schon längst Millionärinnen sein. Ich mag Volksmusik, wenn sie ehrlich daherkommt. Wenn zum Beispiel Maggie in ihrer Küche ✺I Skovens Dybe Stille Ro singt. Wenn Harry Belafonte ✺O Danny Boy, the pipes, the pipes are calling singt, dann ist das schon grenzwertig. Viele Folklore Gruppen verdanken den Dubliners etwas, der Kelly Family verdankt niemand etwas. Auf dieser Platte ist Dommi auch mit dabei, da spielt er allerdings nicht seine Mandoline oder seine Gitarre, sondern eine irische Bodhrán. 1996 machte Dommis Band nach dreißig Jahren Schluss, die Beda Folk verabschiedeten sich mit dem Lied ✺Wild Mountain Thyme. Das habe ich hier von Bob Dylan gesungen, der ja auch mal mit Folklore anfing, in einer Aufnahme vom Isle of Wight Festival 1969.


































